Idee
RomArchive, das digitale Archiv der Sinti und Roma, macht Künste und Kulturen der Sinti und Roma sichtbar und veranschaulicht ihren Beitrag zur europäischen Kulturgeschichte. Durch von Roma und Sinti selbst erzählten Gegengeschichten schafft RomArchive eine im Internet international zugängliche, verlässliche Wissensquelle, die Stereotypen und Vorurteilen mit Fakten begegnet.
Die Idee für RomArchive basiert auf einer intensiven Recherche und zahlreichen Interviews, die die Projektinitiatorinnen Franziska Sauerbrey und Isabel Raabe europaweit mit Künstler_innen, Kurator_innen, Aktivisten_innen und Wissenschaftler_innen der Minderheit geführt haben. Ermöglicht wurde dies durch die Kulturstiftung des Bundes. In vielen Gesprächen mit Roma und Sinti wurde deutlich der Bedarf formuliert, einen international zugänglichen Ort zu schaffen, der die Kulturen und Geschichten von Roma und Sinti sichtbar macht, um auf diese Weise den beständigen Fremdbeschreibungen und Stereotypen mit einer von Sinti und Roma selbst erzählten Gegengeschichte zu begegnen.
Denn nicht Roma und Sinti bestimmen ihr Bild in der Öffentlichkeit, sondern in den Mehrheitsbevölkerungen herrschende Klischees, Zuschreibungen und Fremdbilder – seit jeher geprägt von einem Mischverhältnis aus Faszination und Verachtung. Positive Gegenbilder oder Aufklärung über Kulturen und tatsächliche gesellschaftliche Realitäten von Sinti und Roma gibt es kaum. Ausgrenzung und Missachtung offenbaren sich nicht zuletzt darin, dass die vielfältigen Kulturen von Sinti und Roma in europäischen Kulturinstitutionen weitgehend unberücksichtigt bleiben.
Das Prinzip des „Romani Leadership“ wurde in der Projektentwicklung von RomArchive konsequent umgesetzt: In allen entscheidenden Positionen haben Roma und Sinti das Archiv gestaltet. Die am Projekt Beteiligten – mit den verschiedenen Arbeitsgruppen etwa 150 Akteure aus 15 Ländern europaweit und darüber hinaus – bildeten ein weltweites Netzwerk von Kulturschaffenden, Wissenschaftler_innen und, Aktivist_innen, die hauptsächlich zur Minderheit zählen.
Die Kerngruppe des Projekts umfasste etwa 40 Personen, die sich regelmäßig zum inhaltlichen Austausch trafen, darunter die Kurator_innen der zehn Archivbereiche sowie der internationale Beirat, der die strategischen Richtlinien des Projekts bestimmte. So kamen die verschiedensten Interessen, kulturellen Identitäten und nationalen Eigenheiten an einen Tisch und haben während der fünfjährigen Aufbauphase ein gemeinsames Ziel diskutiert: Wie kann Selbstrepräsentation trotz aller Unterschiede gelingen? Wie können Gegengeschichten zu den beständig wiederholten Fremdzuschreibungen geschaffen werden?Im Ergebnis respektiert Romarchive diese Diversität, erzählt unterschiedliche Geschichten und präsentiert ein Panoptikum vielfältiger Kulturen als Teil der europäischen Kulturgeschichte.