»Ich mag, wie nah die Kamera ist, und dass, obwohl die Bilder so einfach sind, sich immer noch Freude in ihrer Geschichte findet.«
Pablo Vega
Synopsis
Protagonistin dieses kurzen Dokumentarfilms ist Alica Sigmund Heráková, die mit 25 Jahren entdeckt, dass sie väterlicherseits von einem Rom abstammt. Durch eine Reihe informeller Interviews und ihre privaten Erzählungen, die entweder in Alicas Wohnung oder in verschiedenen umliegenden Orten aufgenommen wurden, kommen wir ihr immer näher – fast so, als säßen wir mit ihr am selben Tisch und könnten ihren Ansichten über eine Vielzahl von Problemen bezüglich der Roma-Minderheit in der Tschechischen Republik zuhören. Sie erzählt unter anderem von der Segregation in der Grundschule sowie von negativen und rassistischen Vorurteilen gegenüber Rom_nja im Alltagsleben.
Die Gegend, in der sie glücklich mit ihrer Familie lebt, seit sie von ihren Roma-Wurzeln erfahren hat, ist immer noch von Rom_nja bewohnt, die Zusammensetzung der Bevölkerung hat sich aber aufgrund von Gentrifizierung ständig verändert. Wir erhalten sogar einen historischen Einblick in diesen Teil von Brno (deutsch: Brünn), der früher von Jüdinnen und Juden bewohnt wurde, bevor man sie im Zweiten Weltkrieg in Konzentrationslager deportierte.
Alica reflektiert auch über die Wahrnehmung und Nutzung des öffentlichen Raums durch Rom_nja und darüber, wie deren Auffassungen während ihrer sozialen Zusammenkünfte sichtbar werden; Auffassungen, die aber durch die unangemessen gestalteten öffentlichen Räume nicht wirklich unterstützt werden (zum Beispiel durch den Mangel an Sitzbänken, mittels dem »Treffen« verhindert werden sollen).
Anstatt das Personalpronomen »Wir als Rom_nja« zu benutzen, verwendet Alica in den Interviews durchgehend die dritte Person: »Sie sind« – Rom_nja nehmen sie als anders wahr. Trotzdem ist sich Alica der Komplexität ihrer Doppelidentität bewusst. Der Film verwendet einfache filmische Mittel, die jedoch durch eine sehr authentisches Porträt einer Romni und eine fesselnde persönliche Erzählung ergänzt werden.
»Alica« ist der erste Film von Vera Lacková, einer jungen Roma-Regisseurin, die auch während der Gespräche im Film zu sehen ist. Sie untersucht die Frage nach Selbstidentität und Selbstdarstellung aus einer intimen Perspektive – die Protagonistin ist der Kamera körperlich sehr nah. Es scheint so, als ob die Regisseurin Alica schon länger kenne. (Seit Kurzem arbeitet Alica Sigmund Heráková als PR-Managerin für die Produktionsfirma Media Voice, die von Vera Lacková gegründet wurde.)
Der Film konzentriert sich auf Themen, die in den Mainstream-Medien kaum Beachtung finden. Dank Lackovás aktiver Teilnahme an verschiedenen Filmproduktionen und Social-Media-Projekten sind ihre Aktivitäten jedoch weithin anerkannt.