»Die Dokumentation stellt ein bekanntes Problem für die Roma-Communities in Spanien dar. Der Schnitt und die Bilder hätten besser ausgeführt werden können, aber die Handlung ist entscheidend und in diesem Zusammenhang denke ich, dass die Bilder wegen der Geschichte weniger wichtig sind.«
Galya Stoyanova
Synopse
Die Dokumentation »El Amor y la Ira. Cartografía del acoso antigitano« (Liebe und Hass. Eine Kartografie antiziganistischer Belästigung) zeigt eine Reihe von Interviews mit Roma aus Communitys im spanischen Valencia, die von ihren Erfahrungen als Minderheit berichten. José Heredia Moreno, Regisseur des Films, Soziologe und bekannter Roma-Aktivist, hebt hervor, dass die gegensätzlichen Begriffe im Filmtitel (Liebe und Hass) auf die komplexen Beziehungen zwischen der Roma-Community und der Mehrheitsgesellschaft anspielen und auf die Möglichkeit des kulturellen Austauschs und Zusammenlebens verweisen.
Um institutionalisierten Rassismus darzustellen, konzentriert sich die Dokumentation auf einen spezifischen Ort, El Palmeral, eine unterprivilegierte Gegend, in der größtenteils Roma leben. Die Probleme, mit denen die Community zu kämpfen hat – wie soziale Ausgrenzung, Ausschluss von Bildungschancen, Schikanen der Polizei oder falsche Darstellungen in den Medien –, sind jedoch auf das gesamte Land übertragbar.
Die Protagonist_innen, die zugleich Erzähler_innen sind, wohnen selbst in El Palmeral und thematisieren in den Interviews den Antiziganismus, dem sie in ihrem Alltag ausgesetzt sind. Die Schilderungen und Aussagen der Nachbarschaft werden durch Überlegungen von Roma-Aktivist_innen und -Intellektuellen wie Isaac Motos Perez oder Nicolás Jiménez ergänzt, die Antiziganismus fundiert analysieren und in diesem Zusammenhang einige Klischees dekonstruieren.
José Heredia Moreno wählte für dieses Thema eine schlichte Filmästhetik. Die unbewegte Kamera nimmt eine neutrale Perspektive ein; es gibt keine Close-ups, keine Filter und keine Musik, die Stimmungen erzeugen oder modulieren. Die Interviewer treten nicht als Vermittler auf, sie sind manchmal gar nicht sichtbar oder auch gar nicht vorhanden, etwa wenn die Nachbar_innen untereinander sprechen. Der Regisseur suggeriert so, dass die Dokumentation aus der Community selbst entstanden ist, und verleiht dieser den Status eines tatsächlichen sozialen und politischen Akteurs und eines Vertreters für Veränderungen.
Die Dokumentation wurde auf YouTube veröffentlicht und in verschiedenen spanischen Städten gezeigt, ihr Bekanntheitsgrad reicht allerdings nicht über spezifische an sozialen Fragen interessierte Gruppen hinaus.