»Mir gefällt, dass sie mit einem klassischen Fotostil wie dem 8mm-Film experimentiert hat, während der Film gleichzeitig gegen das protestiert, was in unserer modernen Zeit Sinti und Roma passiert.«
Pablo Vega
»Es ist ein sehr autorengesteuertes Stück, das Archivmaterial mit einem dokumentarischen Beobachtungsstil kombiniert.«
Tamara Babun
Synopse
Leonor Teles war die jüngste Regisseurin, die je mit dem Goldenen Bären für den Besten Kurzfilm auf der Berlinale ausgezeichnet wurde. Teles ist in Portugal in eine Familie mit Wurzeln in der dortigen Roma-Community geboren. Ihr Abschlussfilm, »Rhoma Acans« (2013), erhielt bereits gute Kritiken, »Balada de um Batráquio« (Froschballade) machte sie schließlich zu Recht weltweit bekannt.
Dieser kurze Experimentalfilm ist sowohl frisch als auch provokativ. Seine Ästhetik zeugt nicht nur von einem großen Filmverständnis, sondern ist außerdem ein gutes Beispiel für einen kritischen Ansatz einem Medium gegenüber, das voller Klischees und Gemeinplätze ist. Die Filmhandlung ist gerahmt von Archivmaterial, genau genommen von Super-8-Filmen von Teles’ Familie.
In den Eröffnungsszenen wird eine Roma-Erzählung wiedergegeben, die am Schluss (während die Regisseurin als Kind zu sehen ist) paraphrasiert wird. Bei Familienfeiern sind Aufnahmen von Kindern zu sehen, die direkt in die Kamera blicken und denen die dramatische Geschichte einer marginalisierten Existenzweise beiseitegestellt wird. Neben den Heimvideosequenzen werden Aufnahmen von Fröschen in ihrem natürlichen Habitat gezeigt.
Im weiteren Verlauf des Films werden wir Zeug_innen einer Art Performance, in der die Künstlerin in Geschäfte geht und die dort aufgestellten Keramikfrösche zerschlägt. Eine Aktion, die dazu dient, ein Symbol des Antiziganismus zu zerstören, da diese Tierfiguren Bestandteil von Praktiken sind, mit denen Roma abgewehrt werden sollen. Obwohl die meisten den Ursprung oder die Bedeutung der Keramikfrösche noch nicht kennen, wenn sie während des Zerstörungsaktes davon erfahren, wird er zum erfahrungsnahen Lernen über die Ziele der Emanzipations- und Bürgerrechtsbewegung. „Dieser Film geht von der vielleicht naiven Annahme aus, dass eine Handlung eine Änderung der Haltung bewirken kann. Ich wollte einen Film machen, der kraftvoll, ironisch und respektlos ist. Einen Film, in dem Punk ein oppositionelles und politisches Element darstellt – und auch ein ästhetisches Moment. Einen Kurzfilm, so prägnant, attraktiv und unbändig wie Punkmusik. Als Filmemacherin wollte ich das Thema mit der gebotenen Ernsthaftigkeit und Ehrlichkeit behandeln. Immer, wenn Regeln gebrochen werden und sich über Konventionen hinweggesetzt wird, gilt dies als kontrovers; und genau das passiert auch in ›Balada de um Batráquio‹. Es war notwendig, die Frösche kaputt zu machen. Hätte ich sie nicht zerstört, hätte ich mich mit dem Problem nicht wirklich befasst, sondern hätte es bloß kaschiert“, so die Regisseurin.
Ihre revolutionäre Aktion im Film macht ihre Aussage authentisch und ehrlich und gibt ein Beispiel dafür, dass Kunst ein starkes Mittel des kulturellen Widerstands ist. Auch wenn die Protagonistin und Regisseurin in einen Akt der Zerstörung verwickelt ist, ist der Film selbst in der Lage, Brücken zwischen „den Unterdrückten und dem Unterdrücker“ zu bauen.
Diese Form der dokumentierten performativen Aktionen ist ein effektives und starkes Mittel dieses wie auch anderer Filme (zum Beispiel »Pages of my Book«, Land, Jahr, Regisseur). Das Zerstören der Frösche gilt als Metapher für ein reflektierendes, kritisches Denken überhaupt: Es ruft dazu auf, Einstellungen, die Sprache und alle Formen von xenophobem Verhalten zu ändern.
Rezeption
Goldener Bär für »Bester Kurzfilm«; Berlin Internationales Filmfestspiele, 2016
und ca. siebzig weitere Festivalteilnahmen während einundeinhalb Jahren.
hier gelistet: http://portugalfilm.org/film_detail.php?cd_movie=18