»Die Regie und die Dramaturgie sind sehr gut durchdacht, ebenso wie die Kinematographie, die wunderschön umgesetzt wurde.«
Galya Stoyanova
Synopse
Árpád Bogdáns erster Spielfilm »Boldog új élet« / »Happy New Life« (Glückliches Neues Leben) stammt von der Laokoon Film Production Company, deren Produzentin Judit Stalter eine Kreative mit Roma-Ursprung und eine der Gründerinnen der International Romani Film Commission (IRFC) ist. Der Film kann als postsozialistische Geschichte gesehen werden, die »überall in Zentral- und Osteuropa passieren könnte« (Árpád Bogdán). Sie erzählt von einem jungen Mann, der versucht, ein unabhängiges Leben zu beginnen, nachdem er das staatliche Kinderheim verlassen hat. Die urbane Umgebung, die Plattenbauten und die Industrielandschaft des Stadtrands spiegeln den mentalen und psychischen Zustand des Protagonisten wider. Er sucht nach menschlichem Kontakt, um sich eine neue Identität als Erwachsener zu schaffen – doch dies gelingt nicht, ohne die Vergangenheit zu offenbaren. Er bekommt praktische, wenn auch in den Augen des Gesetzes illegale Hilfe in Form einer Akte, die Aufzeichnungen über ihn und über seine Eltern enthält – und über die brutalen Umstände, unter denen er von ihnen weggenommen wurde.
Die traumatischen Erinnerungen werden in einer traumähnlichen Szene präsentiert, die sich auf seine Roma-Ursprünge bezieht. So spiegelt der Film die alltäglichen Kämpfe der Unterdrückten wider, die im Falle des Regisseurs und des Protagonisten mit der Erfahrung verbunden sind, ein Waisenkind zu sein und einer Minderheit anzugehören. Dass das Drehbuch auf der persönlichen Geschichte des Regisseurs basiert, zeigte sich später in »Megtagadva« (Abgelehnt), einem Dokumentarfilm von Antónia Mészáros aus dem Jahr 2009. Die Wichtigkeit der eigenen Wurzeln wird auch in einer anderen Szene des Films dargestellt, als der junge Mann versucht, sich an eine anheimelnde und vertraute Situation einer Roma-Familie zu klammern, wo die Großmutter (gespielt von Ágnes Daróczi, einer wichtigen Persönlichkeit des öffentlichen Lebens und Roma-Bürgerrechtlerin) einem kleinen Mädchen ein Märchen vorliest. Doch die fehlenden Kindheitserinnerungen im Zusammenspiel mit der fehlenden Muttersprache Romanes, die ihm Selbstbewusstsein und die Stärke der Gemeinschaft verleihen könnten, sind nicht durch Fantasien und Illusionen zu ersetzen.
Die Kinematografie und die Filmmusik stützen sich gegenseitig, und die poetische Erzählung der Waisenhausgeschichte schafft eine besondere Atmosphäre in einer Welt zwischen Fiktion und Realität, die zweifelsohne zur Handschrift von Árpád Bogdán wurde und seine Arbeiten von denen der neuen Generation von Filmemacher_innen abhebt, die in den Jahren der Wende groß geworden sind.
Rezeption
38th Hungarian Film Week: Sándor Simó Award (Best debut)
38th Hungarian Film Week: Student Jury Award
38th Hungarian Film Week: Best Original Music Score
42nd Karlovy Vary Film Festival: East of the West Competition http://www.kviff.com/en/programme/film/113328-happy-new-life/ (accessed 30 May 2017)
Cineromani, ‘Poetics and Politics’, 2013, Berlin Zeughauskino, https://www.dhm.de/archiv/kino/cinemaromani.html (accessed 12 June 2017)
Pócsik, Andrea’: ‘Az első “nagy dobás”. Beszélgetés Bogdán Árpád filmrendezővel’, http://www.filmtett.ro/cikk/2723/beszelgetes-bogdan-arpad-filmrendezovel (accessed 14 June 2017)