»Tolle Kameraarbeit, wunderschön gedreht, eine abgerundete Geschichte. Ich empfehle diesen Film sehr.«
Mihai Catalin Cazacu
Synopse
Der Film »The Canal« (Der Kanal) des kroatischen Regisseurs Zoran Sudar, basierend auf einem Drehbuch von Sanja Kovacevic, beginnt mit dem Summen einer Fliege. Die subjektive Kamera, aus der Perspektive der Fliege, nähert sich von oben einer Siedlung, fährt über Dächer, Hinterhöfe und Fenster, bis sie sich schließlich auf der Schulter eines Jungen niederlässt. Es handelt sich hier um Vejsil, einen Rom, der in der Nähe von Zagreb wohnt. Ein Filmemacher, der Vejsils Zeichentalent erkannte, hatte ihn ermutigt, sich in der Schule einzuschreiben, und so beschließt er eines Morgens, sich seine beste Kleidung anzuziehen und diesem Rat zu folgen. Auf seinem Weg, der am titelgebenden Kanal entlangführt, muss er viele Hindernisse überwinden. Er möchte um jeden Preis sein Ziel erreichen und trotzt beharrlich allen Widerständen. Letztlich schafft Vejsil es bis zur Schule, allerdings zu spät…
Obwohl der Film nicht von einem Rom ist, beschreibt er präzise und mit originellen filmischen Mitteln, was sein Protagonist erleiden muss. Auch Sudars enge Beziehung zur Roma-Community zeigt sich deutlich. »The Canal« ist eine Doku-Fiktion über einen talentierten jungen Rom, welcher mit stereotyper zeitgemäßer Unterdrückung konfrontiert wird. Jedoch ist die Art und Weise wie er mit den alltäglichen Schwierigkeiten kämpft, um eine qualitativ hochwertige Bildung zu erhalten, einzigartig. Die schön gefilmte, dynamische Arbeit stellt das Leiden eines Rom dar und bringt ihn mit interessanten visuellen Lösungen der Verordnung näher.
Die Kamera folgt Vjesil dicht, sodass sich die Narration aus dessen Perspektive entwickelt. Langsam verschiebt sich der Fokus, und statt sich auf die schwierigen Umstände zu konzentrieren, mit denen Vjesil fertig werden muss, sehen wir dessen Gesicht, das die Verzweiflung ausdrückt, während er sein Ziel versucht zu erreichen.
Der Film endet mit einer unerwarteten Wendung. In der letzten Szene sieht man einen am Kanal aufgestellten Fernseher. Auf dem Monitor ist Vjesil mit einem seiner Kunstwerke zu erkennen, während ein Sprecher ihn als 12-jährigen Picasso vorstellt. Es bleibt offen, ob sich hier ein Blick in die nahe Zukunft eröffnet oder ob eine vergangene Szene zu sehen ist, aus der sich die Filmhandlung erst entwickelt hat.
»The Canal« ist Teil der Serie »Zagreb Stories«, die auf Drehbüchern für Kurzfilme basieren, die sich den Zagreber Vierteln widmen.
Zoran Sudar ist ein kroatischer Regisseur für Werbe- und TV-Filme. Sein Spielfilm »The Last Will« (2001) brachte ihm den Breza Award für das beste Debüt und den Publikumspreis Golden Gate of Pula des Pula Film Festivals ein.
Das Drehbuch für »The Canal« stammt von Sanja Kovacevic. Ihre Vorlage für diesen Kurzfilm war eines der besten des Drehbuchwettbewerbs von Propeler Films.