Meine liebe Mutter
Ich will euch meine[n] letzte[n]
[Wun]sch mitteilen
[da] ich [euch] nicht mehr
sehen [werde.] Ich wü[ns]che
euch eine gute
Gesundheit und
und ein la[n]ges
Leben.
Gute Nacht
Anton Bühler
»Da ich euch nicht mehr sehen werde«
My dear mother
I want to send you my last wishes
because I won’t see any of you again. I wish
all of you
the best of health
and a long
life.
Good night
Anton Bühler
Themutno Arhivo Freiburg im Breisgau, F 179/1, Nr. 249
[Rinćaripe]
Miri drago daje
Me mangav te bičhalav tumenge
mire palune manglipa
kaj či ka dikhav tumen palem.
Mangav tumenge sa lačho
sastipe
thaj lungo trajo.
Lokhi raći
Anton Bühler
Credits
Rights held by: Anton Reinhardt | Provided by: State Archive Freiburg im Breisgau – Federal State Archive Baden-Wuerttemberg (Freiburg im Breisgau/Germany) | Archived under: F 179/1 / Nr. 249
Kontextualisierung
Abschiedsbrief
Dies ist der Abschiedsbrief, den der 17-jährige Sinto Anton Reinhardt kurz vor seiner Erschießung an seine Familie schrieb. Geboren am 10. Juni 1927 in dem Dorf Weiden am Rande des Schwarzwaldes, wuchs Anton mit seinen Eltern Elvira und Ludwig Reinhardt und zwei Geschwistern relativ behütet auf. Nach dem frühen Tod des Vaters heiratete die Mutter den Sinto Johann Bühler, dessen Nachnamen Anton in seinem Abschiedsbrief verwendet. Wie alle deutschen Sinti geriet auch er in die Fänge des NS-Staates. Im August 1944 sollte er zwangsweise sterilisiert werden. Er floh, legte eine Strecke von 100 Kilometern zu Fuß zurück, schwamm durch den Rhein und erreichte den schweizerischen Ort Koblenz im Kanton Aargau. Dort wurde er am 25. August 1944 verhaftet und in das Bezirksgefängnis in Zurzach eingeliefert. Trotz verzweifelter Bitten verbrachte ihn die schweizerische Polizei am 8. September 1944 zurück auf deutschen Boden. Anton Reinhardt wurde verhaftet, in das Sicherungslager Schirmeck-Vorbruck eingeliefert und befand sich im März 1945 im Lager Sulz, einem Außenlager des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof. Es gelang ihm zu fliehen, doch wurde er von einer Einheit des deutschen »Volkssturms« am 30. März 1945 ergriffen und von einem Standgericht zum Tode verurteilt. Am Morgen des 31. März 1945 – es war der Ostersamstag musste er eine Grube ausheben, bevor SS-Hauptsturmführer Karl Hauger ihn mit einem Genickschuss tötete. Die einzige Gnade, die man Anton Reinhardt erwies, war das Schreiben dieses Abschiedsbriefes.
Am 30. Oktober 1959 verurteilte das Schwurgericht Offenburg die Täter Karl Hauger und Franz Wipfler wegen gemeinschaftlich begangenen Totschlages zu sieben Jahren und sechs Monaten beziehungsweise vier Jahren Gefängnis. 1961 befanden sich beide wieder auf freiem Fuß
Details
- Markus J. Bachmann (Sprecher Deutsch)
- xident (Produktionsfirma)
- Steve Hudson (Sprecher Englisch)
- Hazret Rahim (Sprecher Romanes)
- Anton Reinhardt (Autor_in) (Bad Rippoldsau, Deutsches Reich)