Im Mittelpunkt der mitunter märchenhafte Züge annehmenden Geschichte um Petre und seine Frau Maida steht die Frage nach Sesshaftwerdung und damit einer zumindest partiellen Anpassung ihrer Lebensweisen an die argentinische Außengesellschaft. So erzählt der Roman letztlich von der Herausbildung einer »nueva gitanidad latinoamericana« im ethnisch-kulturellen Dazwischen.
Petre will sich einen Tanzbären anschaffen, mit diesem umherziehen und die »traditionelle nomadisierende Lebensweise« der Rom_nja fortsetzen. Am Ende des Romans besitzt Petre den ersehnten Bären, entscheidet sich aber dennoch für das sesshafte Leben und überlässt seinem Sohn das Tier. Bei diesem Prozess kommt es wiederholt zu Versuchen des Dialogs mit Nicht-Rom_nja, wobei die Protagonist_innen immer wieder Ausgrenzung erfahren, zugleich aber auch ihre eigene Andersartigkeit wahrnehmen.
Ferner geht es um den Bruch mit strengen Riten und Gesetzen der Roma-Kultur. Indem der Roman den payo-Leser_innen (Nicht-Roma-Leser_innen) aus der Innenperspektive Einblicke in Leben und Kultur von Rom_nja gibt, leistet er auch Aufklärungsarbeit, deren Ziel am Ende des Romans auch deutlich ausgesprochen wird: »Había que cambiar la mala fama que perseguía a los romaníes.« (Wörtlich: »Der schlechte Ruf, der die Rom_nja verfolgte, musste geändert werden.«)
Quelle der Textprobe
Nedich, Jorge Emilio. 2005. El aliento negro de los Romaníes. Buenos Aires: Planeta, S. 11-19.