»Mich überzeugt der Stil der Regie, die Handlung und die Erzählung des Films.«
Artur Conka
»Sehr italienischer Stil der Regie und des kreativen Geschichtenerzählens.«
Vera Lackova
Synopse
Der Pferdehandel zählt zu den ältesten Gewerben der Rom_nja; eine Pferdemetzgerei zu betreiben ist hingegen weniger üblich. Der Familienbetrieb der Giagnottis funktioniert hier wie eine Metapher: Das italienische Kino ist reich an Roma-Bildern, aber Filme, denen es gelingt, Vergangenheit (kollektives und individuelles Gedächtnis), Gegenwart (einer Community) und idealistische Zukunft (alle Minoritäten einer kulturell diversen Welt sind anerkannt) zu verbinden, sind selten.
Die Filmemacher werden in »Gitanistan« von Claudio Giagnotti, einem Musiker und Produzenten, sowie einem Mitglied der Familie in die Geschichte der Roma und in das Leben seiner Community auf Salento eingeführt. Dort haben sich Rom_nja bereits vor langer Zeit niedergelassen. Wir sehen hart arbeitende Familien und erfahren von den Rom_nja selbst einiges über die verschiedenen Aspekte ihres Lebens.
Während Familienerinnerungen erzählt werden, können wir das moderne Leben der Rom_nja beobachten, das die Vielfalt der Roma-Communities widerspiegelt.
Die atmosphärische Filmmusik unterstützt dabei das Gesagte und Gezeigte, manchmal unterbricht sie aber auch und ist eine wichtige Ergänzung zu den Interviews und Situationen. Die Musik verleiht der kreativen Erzählung auch eine dynamische Kraft. Volkslieder vermitteln Wissen über die italienischen Rom_nja, auch wenn die beobachtende Person die Sprache nicht kennt. Aufnahmen von Giagnottis Konzerten reflektieren das Medium Film selbst, vor allem, weil wir wissen, dass nach Ende der Dreharbeiten Konzerte und Screenings in ganz Italien – und das nicht nur für das typische Festivalpublikum – stattfinden werden. Ein solches Engagement ist sehr wichtig, um ein Bewusstsein für diese Community zu schaffen, die schon so lange in Italien lebt.
Die meisten Dokumentationen konzentrieren sich auf die Schwierigkeiten, denen Rom_nja begegnen, auf die Vorurteile, mit denen sie konfrontiert sind, und auf die sozialen und ökonomischen Probleme, die ihre Integration erschweren. Berichterstattungen, die auf soziologische Forschungen und Videoaktivismus zurückgehen, scheitert oft entgegen ihrer guten Absichten, daran, dass es ihnen, im Sinne Ariella Azoulays, nicht gelingt, den »Vertrag« zwischen Repräsentierten und Autor_innen zu erfüllen. Als Ausnahme hiervon wäre Laura Halilovic, eine junge Romni, zu nennen, die aus einer anderen Perspektive eine reflektierte, soziografische Untersuchung vornimmt (»Me, My Gipsy family and Woody Allen«).
»Gitanistan« wurde von Claudio Giagnotti, der Hauptfigur, mitverfasst; es ist also kein Wunder, dass er die Zuschauer_innen einbezieht, anspricht und einfängt - und das nicht nur für die Stunde, in der wir den Film sehen.
Rezeption
Februar 2017, Sguardi, Visioni, Storie, competition
September 2016, Evò ce esù – Visioni – Incontri di confine, tra Visi e Parlate, panorama
April 2016, Oczy i Obiektywy, competition
November 2015, Babel Film Festival, competition
April 2015, Ethnografilm Festival, panorama
April 2015, Oczy i Obiektywy, ‘Searching for Identity’
November 2014, IDFA – International Documentary Film Festival Amsterdam, documentary for sale
Juni 2014, Biografilm Festival, Biografilm Italia