»Die Geschichte ist sehr herzzerreißend. Die Perspektive einer Einzelperson einzunehmen, ist sehr wichtig. Dieses Filmportrait sollte in das Archiv aufgenommen werden.«
Artur Conka
Synopse
Obwohl die Erinnerung an den Holocaust und dessen Repräsentationen ein umfassend behandeltes und diskutiertes Gebiet der Traumaforschung ist, wurde die Erforschung der Verfolgung von Sinti und Roma viel zu lange vernachlässigt. Wenn Jahrzehnte nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs die Stimme zu den traumatischen Erfahrungen des Pharrajimos (Roma-Genozid) erhoben wird, geht es um viel mehr als eine persönliche Tragödie.
Die bekannte österreichische Malerin Ceija Stojka rief sich ihre Erinnerungen ins Gedächtnis, als sie 1988 ihre Autobiografie schrieb. Sie war eine der zentralen Figuren in der europäischen Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma und gestaltete aktiv deren Erinnerungspolitik mit.
Die Regisseurin Karin Berger porträtierte Stojkas Leben, ihren familiären Hintergrund und ihre künstlerische Arbeit bereits in einem früheren Film (»Ceija Stojka«, 1999). So wurde sie eine enge Freundin der Protagonistin. 2005 entschloss sie sich, Stojkas Erinnerungen im Film »Unter den Brettern hellgrünes Gras« zu dokumentieren. In der Tat spielt die mündlich überlieferte Geschichte (in Ermangelung persönlicher Dokumente, schriftlicher Aufzeichnungen, privater Archive) eine sehr wichtige Rolle im Gedächtnis der Sinti und Roma. Die Erinnerung an die Vergangenheit kann als identitätsstiftendes Element in der gegenwärtigen Emanzipationsbewegung fungieren, vor allem, wenn sie von einem so einnehmenden Charakter wie Stojka erzählt wird.
Die (mit Sorgfalt) inszenierten Gespräche wurden in Stojkas Wohnung aufgenommen, während die Künstlerin, von persönlichen Gegenständen umgeben, ein Bild malt. Dem traumatischen Narrativ, das die schrecklichen Ereignisse in unserer Vorstellung lebendig werden lässt, wird damit die schöpferische Tätigkeit beiseite gestellt: Die körperliche Erfahrung der Konzentrationslager wird so mit ihrem Körper überblendet. Während Stojka mit ihren Fingern den Hintergrund malt, hören wir das Kratzen auf der Leinwand und ihr Atmen.
Die im Film zu hörendenVolkslieder der Lovara (die Gruppe Roma, der sie angehört) erschaffen ein feines Klangbild, und auch Stojkas Gesang bringt uns einer Kultur näher, die aus Freude und Leiden erwachsen ist.
Referenzen/Rezeption
http://www.karinberger.at/filme/ceija-stojka.htm
East Silver Dok 2006
https://dokweb.net/database/organizations/about/fd0c2a4c-ba81-41ce-aac2-d78a69765ed5/east-silver