Die Verzweiflung einer alleinstehenden Mutter
Clara Léonie Cal, geboren am 14. Januar 1925 in Tarcienne (Belgien), wandte sich im Dezember 1942 an die Ausländerpolizei und bat um die Freilassung ihres Ehemannes Zolo Karoli, der seit dem 19. Oktober 1942 im Gefängnis in Rekem (Limburg) inhaftiert war. Die kurz vor der Niederkunft stehende Frau musste sich somit ganz alleine um den Sohn Xavier, geboren am 13. Juli 1941, und das Geschäft – die Familien Cal lebten unter anderem vom Pferdehandel kümmern. Der Direktor der Ausländerpolizei, Robert Standaert, ließ ihren Brief am 16. Dezember 1942 mit dem Hinweis, dass Clara Cals Eltern ihr helfen könnten, zu den Akten legen.
Am 18. März 1943 gebar sie ihren Sohn Louis Joseph. Sechs Wochen später wurde ihr Mann entlassen. Die ganze Familie wurde im November 1943 in Tournai (Belgien) verhaftet, in das Sammellager von Mecheln überführt und von dort in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Dort starben ihr Ehemann und ihre beiden Söhne. Clara Cal gehört zu den 32 Überlebenden einer Gruppe von 351 Personen, die nach den Razzien im Herbst 1943 in Belgien und in Nordfrankreich nach Birkenau deportiert worden waren. Bei ihrer Rückkehr war sie vollkommen auf sich gestellt. Sie erhielt weder ihren beschlagnahmten Besitz zurück noch eine Entschädigung für ihre Haft und den Verlust ihrer Familie. Im Alter von nur 34 Jahren starb sie am 29. Januar 1959 in einem Sanatorium in Bonheiden.