Viktoria Petrova ist die erste Landeskoordinatorin des bulgarischen Stipendienprogramms des Roma Education Funds, die selbst Romni ist. Derzeit bewerben sich mehr als 500 Studierende jährlich um die Förderung, mehr als 200 erhalten sie. Das Stipendium umfasst nur ein akademisches Jahr, so dass die Studierenden sich jedes Jahr neu bewerben müssen.
Viki hat einen B.A. in Öffentlicher Verwaltung an der Universität Weliko Tarnovo und einen M.A. in Internationalen Beziehungen an der Universität Sofia abgeschlossen. Zuvor war sie die bulgarische Koordinatorin des vom Open Society Institute (OSI, Budapest) geleiteten Roma-Mentoring-Programms, in dem Rom_nja als Mentor_innen mit Lehrer_innen zusammengebracht wurden, die keine Rom_nja sind. So wurde die Entwicklung kulturübergreifender Bildungsnetzwerke betont und die Geschichte und Kultur der Rom_nja in die Lehre eingebracht. »Ich habe immer daran geglaubt, dass das Netzwerken zwischen Lernenden und Lehrenden der Schlüssel ist, um die Erfolgskluft zwischen jungen Rom_nja und Nicht-Rom_nja anzugehen.« Die Open Society Initiative beendete das Programm im Jahr 2011.
Viki selbst wäre für ein Studienstipendium der Open Society Initiative für Rom_nja geeignet gewesen, wusste aber zu spät davon. Als sie schließlich zum Ende ihres zweiten Studienjahres von dem Programm erfuhr, bewarb sie sich und wurde sofort akzeptiert. Zuvor hatten ihre Eltern bereits einen Bankkredit aufgenommen, um Viki und ihren Bruder durch die Hochschule zu bringen. »In der Universität Rom_nja zu treffen, war eine Offenbarung für mich. Zum ersten Mal realisierte ich, dass es andere Rom_nja gab, die so dachten wie ich, die gebildet waren und ökonomische Ziele hatten.« Viki schuf während ihres Studiums (bevor es Facebook gab) ein soziales Netzwerk für Roma-Wissenschaftler_innen.
Viki dankt ihrem verstorbenen Vater, Pietr Borisov, für die Inspiration, ihre Ausbildung fortzuführen und immer Exzellenz anzustreben. Als Teil der bulgarischen Bemühungen um die Entsegregierung der Schulen hatte Pietr ein Konzert mit den besten Musiker_innen – Rom_nja und Nicht-Rom_nja organisiert. »Eines Tages«, erzählte der Vater Viki, »wirst du verstehen, warum ich die Häuser in den von Rom_nja bewohnten Vierteln aufsuche, um die Kinder zu ermutigen, in die Schule zu gehen. Eines Tages werden diese Kinder mir danken.« Zu seiner Beerdigung brachten Dutzende von Schüler_innen Blumen, um ihm zu gedenken.
Viktoria träumt von einem besseren Bulgarien für ihre Tochter Ani – ein Land, das mehr Möglichkeiten für alle Bulgar_innen bereithält, und das Ende von Vorurteilen und Diskriminierung gegen Rom_nja. »Als Ani erst zwei Jahre alt war, weigerten sich Kinder, die nicht aus Roma-Familien stammten, mit ihr zu spielen und nannten sie ›eine dreckige Zigeunerin‹.«
»Wahre Veränderung kann nur passieren, wenn die anderen Rom_nja, die wie ich denken, ebenso überzeugt sind, nicht klein bei zu geben und für eine Welt zu kämpfen, die allen offen steht.«