»Ich mag die stillen Momente. Der Film hat eine interessante Charakterentwicklung.«
Artur Conka
»Ich empfehle diesen Film für das Archiv als Lehrstück zur Bekämpfung von Rassismus und Gewalt.«
Marcela Adamova
Synopse
Die Produktions- und Rezeptionsumstände von Bence Fliegaufs Spielfilm »Csak a szél« / »Just the Wind« reflektieren die postsozialistischen kulturellen, sozialen und politischen Lebensumstände in Mittel- und Osteuropa. Thema des Films ist eine reale Serie rassistischer Attacken gegen Roma, bei der zwischen 2008 und 2009 sechs Menschen (darunter ein vierjähriges Kind) getötet und einige weitere verletzt wurden. Dem Regisseur war es aufgrund der Frustration durch diese Ereignisse (und aufgrund anderer politischer Entwicklungen, wie beispielsweise der Gründung der rechtsradikalen, paramilitärischen Organisation Ungarische Garde) ein Anliegen, einen thematisch verwandten Film zu machen.
Nach langer Recherche durch teilnehmende Beobachtung in Roma-Gemeinden, die unter schlechten sozioökonomischen Bedingungen leben, arbeitete er eine Handlung um einen kleinen Jungen und seine Familie aus, die von rassistischen Attacken bedroht werden. Die Filmemacher nutzen die angespannte Atmosphäre und setzen visuelle und narrative Mittel ein, um eine Geschichte der Angst zu erzählen. Sie geben auch einen wirklichkeitsgetreuen Überblick über die tatsächlich herrschende Hierarchie in der ländlichen ungarischen Bevölkerung, die vom sozialen Status und in vielen Fällen von ethnischen Konflikten, sowie von alltäglicher Unterdrückung bestimmt wird. Durch die Laiendarsteller(_innen?) in den Hauptrollen erhalten wir einen differenzierten Einblick in die sozialen Probleme und Kämpfe der Roma im Land. Viele Situationen geben den empathischen und doch distanzierten Blick der engagierten Filmemacher wieder. Insbesondere die Kameraarbeit dient den Betrachtenden zur Identifikation mit den Ängsten der Protagonist_innen.
Die »hitzige« Rezeption des Filmes zeigt, dass die ungarische Gesellschaft jener Zeit nicht nur Schwierigkeiten beim Umgang mit der Vergangenheit hatte, sondern auch beim Umgang mit der Gegenwart. Die Angriffsserie auf Roma wurde auch in Theaterstücken, Fotografien und Kunstinstallationen verarbeitet; nie gab es jedoch eine so breite Publikumsreaktion wie bei »Just the Wind«.
Der Film ist als Lehrmaterial sehr zu empfehlen.
Rezeption
62nd International Filmfestival Berlin, Berlinale, 2012, Jury Grand Prix – Silver Bear https://www.berlinale.de/en/archiv/jahresarchive/2012/02_programm_2012/02_Filmdatenblatt_2012_20123683.php#tab=filmStills
Strausz, László: ‘Producing Prejudice’, Romani Studies 5, vol. 24, no. 1 (2014), pp. 1–24
Berkovits, Balázs – Jónás, Marianna: Azért nem csak a szél… http://beszelo.c3.hu/onlinecikk/azert-nem-csak-a-szel-%E2%80%93-fliegauf-bence-filmjerol 2017. jún. 6. 03:34:33 GMT