Ein beliebter Trick der ersten Roma-Communities die im frühen 15. Jahrhundert durch Westeuropa zogen, bestand darin, sich als ägyptische Pilger_innen auszugeben und auf diese Weise mehr Almosen zu erhalten. Da ihre Anführer tatsächlich Titel wie Graf oder Herzog von Kleinägypten trugen, sagten sie die Wahrheit, auch wenn sie nicht aus Nordafrika kamen, sondern aus einer Siedlung namens Kleinägypten, die vermutlich bei der Hafenstadt Methoni auf dem Peloponnes lag. Aber die Angabe »ägyptisch« weckt natürlich die viel interessantere Assoziation mit dem »Land der Magier«, allgemein bekannt aus den Büchern Moses in der Bibel. Laut einem Werk über Zaubertricks, 1612 in London gedruckt, waren im frühem 16. Jahrhundert »gewisse Ägypter_innen« in England aufgetaucht, die nicht nur Handleserei und Wahrsagen betrieben, sondern auch zuvor unbekannte magische Kunststücke vorführten. Solche Berichte werfen die Frage auf, inwiefern die Ankunft dieser »Ägypter_innen« das Interesse an alter magischer Kunst und Zaubertricks in Westeuropa belebte. Viele Kunstwerke des 16. Jahrhunderts zu diversen Themen spiegeln die Popularität ihrer Wahrsage- und Zauberei-Aufführungen wider. Ein handlesender »Ägypter_innen« kann das Schwindeln als Beispiel für Betrug und Torheit illustrieren, doch ebenso die Chiromantie als seriöse Wissenschaft. Der Zauberkünstler_innen hingegen dient dazu, die Dummheit des Publikums auszustellen. Allerdings war die Trennlinie zwischen Zaubertricks und Hexerei sehr dünn, und auch die »Zigeunerhexe« wurde zu einer verbreiteten Figur.