»Den Filmstil der subjektiven Kamera habe ich genossen, da er den Film so persönlich macht. Die Sprache schließt die Negative nicht aus, aber gleichzeitig erlaubt die Geschichte selbst, dass sie unbemerkt bleiben.«
Galya Stoyanova
Synopse
Italien ist immer schon Ziel von Wirtschaftsmigration der Roma aus dem Balkan und aus Rumänien gewesen. Doch der erzwungene nicht-sesshafte Lebensstil durch die Realitäten und Resultate der Einwanderungspolitik, die Einflüsse von sozialen Integrationsmaßnahmen und ihre Gegenströmung, nämlich diskriminierende, manchmal rassistische Einstellungen und Handlungen, sind auch für andere Länder West- und Südeuropas charakteristisch. Zahllose Dokumentarfilme (und Features) sind zu diesem Thema schon produziert worden, aber der von Laura Halilovic verwendete Ansatz ist außergewöhnlich. Der Titel »Io, la mia famiglia Rom e Woody Allen« / »Me, My Gipsy Family and Woody Allen« (Italien, 2009) bezieht sich auf die drei wichtigsten Elemente: auf den persönlichen Erzählstil (subjektiv), auf die Geschichte einer Familie mit Roma-Herkunft und auf Woody Allen, ein Filmschaffender von Weltruhm, dessen Subjektivität, dessen Herkunft (amerikanischer Jude) und dessen Familiengeschichten gleichwertige Bausteine seines eigenen Werkes sind. Reflexivität ist ein starkes Mittel der Distanzierung (d.h. der Bewusstmachung des Mediums), während sie die Ebene des Verstehens intensiviert. Der Stil des Geschichtenerzählens ist persönlich und kreativ, so dass sich die Zuschauer emotional engagieren können.
Man kann Halilovics Film auch als starken Gegenentwurf zu Filmen im Stile Emir Kusturicas betrachten (das Motiv der Großmutter, die mit dem Risiko der Vertreibung immer noch im Übergangscamp lebt, stützt diese Beobachtung). Aber diese Betrachtungsweise ist nicht verpflichtend. Der Film lässt sich auch als realistischer Entwicklungsfilm wahrnehmen, der sich, gleich einem Bildungsroman, auf eine junge Romni konzentriert, die ihren Platz als Migrantin mit traditionellem Lebensstil in der modernen, westlichen Gesellschaft sucht. Ihre Geschichte ist außergewöhnlich: dadurch, dass sie am Rande der Gesellschaft aufwuchs, konnte sie diese Erfahrung in wertvolles Wissen umsetzen. Dieses Wissen war sehr hilfreich, weil ihr spielerischer und fröhlicher tagebuchartiger Film, der die Konflikte und Lösungen der Übergangs- und Zwischenphasen beim Erwachsenwerden aufzeigt, in der Lage ist, das Publikum durch ihre persönliche Erfahrung an diese Lebensphase heranzuführen.
Rezeption
Awards UCCA Prize 20 citta, AVANTI!
2009 Jury Mention, Bellaria Film Festival
2009 Cinema against Racism Prize
2009 Alberto Manzi Prize for the Best Educational Television Programme
2009 Audience Award, Balkan Sunflower Film Festival
2009 Best long featured documentary, Festival des 4 écrans
2009 Best foreign documentary, One World Prishtina
2009 Best Italian documentary, Festival Visioni Fuori Raccordo
2009 Best author documentary, Grand Prix Urti
2011 Golden Pram, Zagreb Film Festival
2010 Best First Documentary, CMCA 2010
2013 Cineromani ‘Poetics and Politics’, 2013, Berlin Zeughauskino, https://www.dhm.de/archiv/kino/cinemaromani.html (accessed on 12 June 2017)