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O drugari

Fatima Džaferoska, Fatima Džaferoska, Mozes F. Heinschink | O drugari | Oral Literature | Wien | 1971 | lit_00031

Rights held by: Fatima Džaferoska (work/performance) — Mozes F. Heinschink (recording) | Licensed by: Phonogrammarchiv – Austrian Academy of Sciences | Licensed under: Rights of Use | Provided by: Phonogrammarchiv – Austrian Academy of Sciences (Vienna/Austria) | Archived under: B 37626

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O drugari
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Fatima Džaferoska, Fatima Džaferoska, Mozes F. Heinschink | O drugari | Oral Literature | Wien | 1971 | lit_00031
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Synopsis

Ein junger Bursche bezahlt aus Mitleid die Bestattung eines verarmten Toten. Dieser Tote schließt sich unerkannt dem Jungen an, verhilft ihm zu Reichtum und einer Frau. Mit seiner Hilfe gelingt es dem Burschen, eine schweigende Königstochter zu erringen, die zum Sprechen verlockt werden soll; dies schafft er, indem er in ihrem Zimmer provokant Geschichten erzählt, die eine ungelöste Streitfrage enthalten.

Die erste Geschichte erzählt von einem Tag- und einem Nachtdieb, die beide unwissentlich dieselbe Frau haben und. als sie dies entdecken, um die ausschließliche Gunst der jungen Frau wetteifern und jeweils so geschickt sind, dass nicht klar entscheidbar ist, wer die Frau nun errungen hat.

Die zweite Geschichte handelt von einer weiblichen Holzfigur, die von drei Personen schrittweise angefertigt und beseelt wird, wodurch wiederum nicht klar ist, wem das lebendig gewordene Mädchen nun gebührt.

Nun werden im Zimmer der Königstochter diese Streitfragen zwischen dem Jüngling und – da die Königstochter ja nicht spricht – den Einrichtungsgegenständen (Teppich, Spiegel) diskutiert. Schließlich platzt dem Mädchen der Kragen über den Unsinn, den sie sich anhören muss: Sie bricht ihr Schweigen und wird somit dem Burschen zur Frau gegeben. Der dankbare Tote erlöst sie von ihrem Bann und verabschiedet sich.

Petra Cech (2017)

Kontextualisierung

Rahmenerzählungen mit mehreren eingebauten Binnengeschichten finden sich vor allem in der orientalischen Märchentradition. Ein allgemein bekanntes Beispiel ist der Geschichtenzyklus aus »Tausendundeiner Nacht«, in dem unzählige Narrationen in die Rahmenhandlung der vom Tod bedrohten Geliebten eines Sultans eingebettet sind. Dieser Tradition folgt auch das Märchen »O drugari« (›Der Gefährte‹), das in ähnlicher Fassung bereits vom Philologen Alexandre G. Paspati 1870 im Romani-Dialekt von Rumelien (Türkei) aufgezeichnet wurde. Die Tonaufnahme mit der Erzählerin Fatima Džaferoska entstand 1971 in Wien.

Die Erzählung kombiniert frei Motive und Handlungsstränge aus verschiedenen Märchentypen. Die Rahmenhandlung entspricht einem weit verbreiteten Märchentyp (ATU 505). In diesen eingebettet, entwickelt sich eine mehrfach verschachtelte Erzählung, kombiniert mit dem Thema eines anderen Märchens, in dem eine schweigende Königstochter zum Sprechen gebracht werden muss. Eine der in der Geschichte erzählten Binnengeschichten, die das Mädchen zum Sprechen verleiten sollen, ist jene vom Tag- und vom Nachtdieb, die beide dieselbe Frau haben; auch in dieser Binnengeschichte erzählt ein Dieb noch eine weitere Geschichte. Der Erzählstoff eines Mädchens, das zum Sprechen gebracht werden soll, ist auch Erzähler_innen der türkischen Roma-Gruppe der Korbflechter_innen (Sepečides) aus Izmir und Umgebung bekannt.

Märchen spielen in vielen Fällen mit Klischees und Stereotypen; sie nützen diese als Basis für schwankhafte Elemente und Handlungsmodule. »Besserwisserei« wird klischeehaft als »weibliche« Eigenschaft dargestellt: Mädchen oder Frauen, nie jedoch Männer, die durch nichts zum Sprechen gebracht werden können, erliegen schließlich der unwiderstehlichen Versuchung, sich in einer Streitfrage einzumischen. Dadurch brechen sie ihr Schweigen. Sie können also durch Provokation überlistet werden – meist von einem schlauen Brautwerber, der in den von Rom_nja erzählten Versionen oft selbst ein Rom ist. In manchen Versionen sind es auch alte, weise (Roma-)Frauen, die um diese »typische« Eigenschaft wissen und so die jungen Mädchen überlisten. Dass Personen, die sich zu sprechen weigern, durch unsinnige Taten zum Reden provoziert werden können, ist auch in manchen Vorstellungen des Volksglaubens historisch belegt, zum Beispiel aus Ungarn (Dömötör 1981: 125 f.).

Zitierte und weiterführende Literatur

Dömötör, Tekla. 1981. Volksglaube und Aberglaube der Ungarn. Budapest: Corvina Kiadó.

Fennesz-Juhasz, Christiane; Cech, Petra; Halwachs, Dieter W.; Heinschink, Mozes F. (ed.). 2003. Die schlaue Romni. Märchen und Lieder der Roma / E bengali Romni. So Roma phenen taj gilaben. Klagenfurt: Drava Verlag (Transkript und deutsche Übersetzung einer anderen Version der Erzählerin / transkripto taj njamcicka translacija kata eg aver verzija la naratorkaki / transcript and German translation of another version by the same storyteller: pp. 26–43).

Paspati, Alexandre G. 1870. Études sur les Tchinghianés ou Bohémiens de l’Empire Ottoman. Constantinople: Antoine Koromélia.

Uther, Hans-Jörg. 2004. The Types of International Folktales. A Classification and Bibliography (= FF Communications 85–87), 3 Bände. Helsinki: Academia Scientiarum Fenica.

Petra Cech (2017)

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Details

Ort
Publikation
1971
Autor_innen
Bibliographische Ebene
Oral Literature
Sprache
Objektnummer
lit_00031

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