Alexandre Romanès (1951) wurde in eine berühmte Roma-Familie in Paris geboren, die Familie Bouglione, in der sämtliche Mitglieder im Showgeschäft tätig waren. An der Seite seines Großvaters, eines bekannten, charismatischen Zirkuskünstlers, bildete er sein Talent als Seiltänzer, Akrobat und Dompteur aus. Mit 25 Jahren verließ er den Familienzirkus, enttäuscht über das Abgleiten ins Kommerzielle, und kam durch den legendären Schriftsteller Jean Genet, der in ihm eine notwendige poetische Stimme sah, in Kontakt mit der Welt der Literatur. Er hat zahlreiche Gedichtbände vorgelegt, namentlich »Paroles perdues« (2004), »Sur l’épaule de l’ange« (2010), »Un peuple de promeneurs« (2011), »Les corbeaux sont les Gitans du ciel« (2016) und »Le luth noir« (2017) – sie alle kreisen thematisch um die bedrohte Identität der Sinti und Roma im zerstörerischen Umfeld der Moderne. 1994 gründete er zusammen mit Délia Romanès eine eigene Zirkustruppe, den Cirque Romanès, eine für Sinti und Roma in ganz Europa einmalige, authentische Erfahrung. Als erster Rom überhaupt wurde er 2016 vom französischen Kulturministerium mit der Medaille der Ehrenlegion ausgezeichnet.
Délia Romanès ist Musikerin, Sängerin, Dirigentin und Mitgründerin des Cirque Romanès. Geboren wurde sie 1970 in einer einfachen, vielköpfigen Roma-Familie von Artist_innen in der Gemeinde Viişoara in Transsilvanien. In den 1980er Jahren, mit 15 Jahren, verließ sie ihr Geburtsland Rumänien, um der Diktatur Ceauşescus zu entfliehen. Nach einer langen und beschwerlichen Durchquerung Jugoslawiens und nachdem sie die Donau in Richtung Deutschland durchschwommen hatte, ließ sie sich, nicht ohne zahlreiche Probleme, in Frankreich nieder. Dort lernte sie Alexandre Romanès kennen, mit dem sie die erfolgreiche Zirkuskompanie auf die Beine stellte. Madame Romanès, die unverzichtbare Stimme des Cirque, wohin auch immer er reist, begleitet die Vorstellungen mit der traditionellen Roma-Musik ihres grandiosen Balkan-Orchesters. Sie ist die erste Romni, die vom französischen Kulturministerium zum Mitglied des Ordre des Arts et des Lettres (Orden der Künste und der Literatur) ernannt wurde.