Aufgewachsen in der sesshaften Roma-Gemeinschaft von West-London, emigrierte Ian Hancock 1955 mit seiner Familie nach Kanada, in der Hoffnung auf ein besseres Leben.
Er brach die Schule ab und kehrte nach England zurück, wo er sich mit verschiedenen Jobs durchschlug und eine Faszination für das westafrikanische Kreolisch befreundeter Immigrant_innen entwickelte – wegen dessen struktureller Ähnlichkeit mit dem aus Englisch und Romani gemischten Dialekt britischer Rom_nja.
Eine Abhandlung über das Kreolische in Sierra Leone, die er schrieb, brachte ihm einen Studienplatz an der Universität London ein, wo er zunächst ein Diplom ablegte und dann promovierte. Zu dieser Zeit veröffentlichte er im »Journal of the Gypsy Lore Society« über das English Romani und wurde 1971 zur wissenschaftlichen Konferenz im Rahmenprogramm des Ersten Roma-Weltkongresses eingeladen.
Dort traf er auf den Sprachsoziologen Vania de Gila-Kochanowski und den Schriftsteller Matéo Maximoff, zwei schon recht arrivierte Roma-Autoren. 1972 folgte er einem Ruf an die University of Texas in Austin, USA, wo er zum international angesehenen Experten für Creole Studies avancierte.
Nachdem er eine Professur erhalten hatte, wies er öffentlich auf seine Ethnizität als Rom hin. Eine Legislaturperiode lang war er Vertreter der »International Romani Union« (IRU) bei den Vereinten Nationen, und unter Präsident Bill Clinton gehörte er dem »United States Holocaust Memorial Council« an.
Ian Hancock zählt zu den einflussreichsten Aktivist_innen in der internationalen Roma-Bürgerrechtsbewegung. Er hat mehr als 300 Bücher und Artikel über die Rom_nja und ihre Sprachen (insbesondere die Vlax-Dialekte) veröffentlicht und eines der größten Archive von Büchern und Texten über Roma-Themen aufgebaut.