»Diese kleinen Schuhe kann ich nie mehr vergessen.«

Kindheit

Margita Nova wurde 1936 in einer Roma-Siedlung in der Nähe von Liptovský Mikuláš in der Slowakei geboren. Zu Anfang ihrer Kindheit wurde sie von ihrer Mutter großgezogen – der Tochter eines Schmieds und Pinselmachers. Margita wurde mit ungefähr acht Jahren während des Zweiten Weltkriegs Waise. Ihr biologischer Vater kam, so heißt es, im Krieg um, und ihre Mutter starb bei einer Frühgeburt. Margita Novas Mutter hinterließ acht Kinder unterschiedlichen Alters, und obwohl die sterbende Mutter den Wunsch geäußert hatte, ihre Kinder mögen nicht getrennt werden, erwies sich das als unvermeidbar.

Ein Holocaust Erbe

Margita Nova wuchs schließlich bei der mährischen Roma-Familie von Jozef Holomek auf, der den offensichtlichen Roma-Nachnahmen der Familie änderte, um so weiterer Verfolgung zu entgehen. Am Ende des Kriegs hatte nur eine Handvoll Mitglieder der großen erweiterten Familie überlebt. Der Rest war von den deutschen Nazis und ihren tschechischen Kollaborateuren ermordet worden.

Jozef Holomek und seine Frau Anna hatten elf eigene Kinder, von denen nur zwei Söhne – Ruda und Vena – und zwei Töchter – Zofina und Barka – die Kindheit überlebten, sowie Margita. Nach dem Krieg hatte Zofina helle Haut, blond gebleichte Haare und eine eintätowierte Nummer auf ihrem Unterarm. Jozef und Anna Holomek nahmen Margita ursprünglich als Pflegekind auf, damit Barka eine Spielkameradin hatte, aber nach einer Weile adoptierten sie sie, sodass Margita und Barka während Margitas späterer Kindheit und Jugend als Schwestern aufwuchsen.

Häusliches Leben

Als Margita mit ungefähr zwölf Jahren in die Familie Holomek/Hranek kam, konnte sie weder lesen noch schreiben, da sie nie eine Schule besucht hatte, aber sie konnte ganz eigenständig Haushaltstätigkeiten wie das Kochen und Wäschewaschen übernehmen. Jozef sagte manchmal, sie sei sein Lieblingskind. Auch er kochte und backte Kuchen und wusch Wäsche. Anna dagegen mochte keine Hausarbeit. Sie arbeitete stattdessen als Hausiererin und trug so zum Auskommen der Familie bei. Sie kaufte Stoffe in einem Laden und zog dann von Dorf zu Dorf, um sie zu verkaufen oder gegen Schmalz, Eier und Hühner zu tauschen. Gelegentlich las sie Dorfbewohner_innen aus der Hand.

Auschwitz Lied

Nachdem sie Teil ihrer neuen Familie geworden war, erfuhr Margita auch von deren Schicksal während des Krieges und nahm ihre Lieder wie »Ausvicate« in ihr Repertoire auf. Als Erwachsene reiste sie mit ihrer Schwester Barka nach Polen, um die Gedenkstätte des ehemaligen deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau zu besuchen. Wenn sie von der dortigen Ausstellung spricht, in der die Habseligkeiten der Opfer gezeigt werden, sagt Margita: »Diese kleinen Schuhe kann ich nie mehr vergessen.«

Margita Nová singt »Aušvicate hi kher baro«:

_Aušvicate hi kher baro
Oj, odoj bešel mro pirano
Aj, bešel, bešel, gondolinel
I pre mande pobisterel

Aj, ada Ruska balval phurdel
I mro pirano už man mukhel
Aj, mukhel, mukhel pharip[naha]
Aňi phenďal ačh Devleha

Odoj kalo čirikloro
Čhinel mange mro liloro
Mro liloro – bari romňi
Aušvicate bokhel baro

Bokhel baro, bari buti
Aňi nane koter maro
Na na na…_

In Auschwitz gibt es ein großes Gebäude.
Dort sitzt mein Geliebter.
Oh, er sitzt und sitzt, denkt nach.
Und vergesst mich.

Oh, ein Wind weht aus Russland.
Mein Geliebter verlässt mich.
Er geht weg, geht schweren Herzens.
Du konntest dich nicht einmal verabschieden.

Der kleine schwarze Vogel da drüben.
Schreibt meinen Brief für mich.
Mein Brief - meine wunderbare Frau
In Auschwitz herrscht viel Hunger.

Viel Hunger und viel Arbeit.
Und nicht einmal ein Stück Brot.
Na na na…