Sieglinde Schauer-Glatz (Sieglinde Glatz, Sieglinde Schauer) wurde 1948 in Haiming in Tirol, Österreich als Kind jenischer Eltern geboren und kam im Auftrag der Fürsorge mit zwei Monaten zu Pflegeeltern. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie auf einem Bauernhof im Ötztal, harte Arbeit kennzeichnete den Alltag. Nach einer Ausbildung zur Stationsgehilfin im Landeskrankenhaus Innsbruck war sie 15 Jahre in der Alten- und Familienhilfe tätig. Schauer-Glatz ist Mitbegründerin der integrativen Volks- und Hauptschule für behinderte und nichtbehinderte Kinder in Österreich und wurde für dieses jahrzehntelange Engagement mit der Verdienstmedaille des Landes Tirol geehrt. Als 49-Jährige begann sie, nach einer Begegnung mit den jenischen Autor_innen Mariella Mehr und Romedius Mungenast, sich mit ihrer jenischen Herkunft auseinanderzusetzen.
Schauer-Glatz trat als Schauspielerin in zahlreichen Theaterstücken auf. Sie schreibt Lyrik, Mundartgedichte, Theaterstücke und Märchen. In ihren Gedichten dominieren Themen wie Ausgrenzung und Diskriminierung; eine tiefe Solidarität mit verfolgten Minderheiten und mit Menschen, die benachteiligt werden, kommt zum Ausdruck.
Ihre Literatur erschien in der Anthologie [»Neue österreichische Lyrik – und kein Wort Deutsch« und in anderen Anthologien sowie in der von Romedius Mungenast herausgegebenen Publikation »Jenische Reminiszenzen, Geschichte(n), Gedichte, ein Lesebuch« (2001). Ihr Theaterstück »Fremd in der eigenen Heimat – Unkraut und Landplage« wurde mehrmals unter ihrer Regie aufgeführt, unter anderem im Rahmen des Ersten Jenischen Kulturtags in Innsbruck/Österreich 2016 als Lesetheater. Ihr Gedicht [»Zum Abschied«: Link_intern lit_00646] ist im Band »Roma und Travellers. Identitäten im Wandel« (Thurner et al. 2015) abgedruckt.
Sieglinde Schauer-Glatz war Vorstandsmitglied der Initiative Minderheiten. In Bildungseinrichtungen referiert sie zu den Themen Menschen mit Behinderung in privater Pflege und gemeinsam mit der Sprachwissenschaftlerin Heidi Schleich zum Thema Situation und Kultur der Jenischen.
Literatur
Glatz, Sieglinde. 2001. »Die Kräuterhexe, ein Märchen« und zahlreiche Gedichte. In: Romedius Mungenast (Hg.): Jenische Reminiszenzen, Geschichte(n), Gedichte, ein Lesebuch, Landeck: EYE Verlag, S. 54–58; »Jenisch«, ebd., S. 123; »Das Feindbild«, ebd., S. 124; »He Zigeuner!«, ebd., S. 125, »Heimatlos«, ebd., S. 125.
Schauer-Glatz, Sieglinde. 2008: »Kalt und müde vom Wandern« / »Biberisch und turmisch von der Walz«; »Asylant«. In: Gerald Kurdoğlu Nitsche/Bruno Gitterle (Hg.). Neue österreichische Lyrik – und kein Wort Deutsch. Innsbruck/Wien: Haymon, S. 66.
Schauer-Glatz, Sieglinde. 2014. »Im Lager der Reichenau« und andere Gedichte. In: Horst Schreiber. »Aus zwei Leben wird ein Leben sozusagen«. Die jenische Dichterin Sieglinde Schauer-Glatz. In: Monika Jarosch und andere (Hg.): Gaismair-Jahrbuch. Gegenstimmen, Innsbruck: Studienverlag, S. 183, S. 187, S. 191.
Schauer-Glatz, Sieglinde. 2017. »Asylant« und andere Gedichte. In: Gerald Kurdoğlu Nitsche/Bruno Gitterle. Steine am Weg. Gedichte und Erzählungen. Landeck: Eye Verlag (= Am Herzen Europas, 10), S. 180–183.
Weiterführende Literatur
Eder-Jordan, Beate. 2010. Ein tiefes Verständnis von Integration. In: STIMME von und für Minderheiten 76, Herbst 2010, S. 23. http://minderheiten.at/images/stories/stimme%2B76_gesamt.pdf
Eder-Jordan, Beate. 2015. »›Imagining it otherwise‹. Der (un)sichtbare Paradigmenwechsel im Bereich der Romani-Literaturen und -Kulturen«. In: Erika Thurner/Elisabeth Hussl/Beate Eder-Jordan (Hg.). Roma und Travellers. Identitäten im Wandel. Mit einem Vorwort von Karl-Markus Gauß. Innsbruck: innsbruck university press.
Schleich, Heidi. 2003. Das Jenische in Tirol. Landeck: EYE-Verlag. (2. Aufl.) ISBN 3-901735-09-7.
Schreiber, Horst. 2014. »Aus zwei Leben wird ein Leben sozusagen«. Die jenische Dichterin Sieglinde Schauer-Glatz. In: Monika Jarosch und andere (Hg.): Gaismair-Jahrbuch 2015. Gegenstimmen, Innsbruck: Studienverlag 2014, S. 182–192. ISBN 978-3-7065-5393-3.