Usin Kerim (1928–1983) ist das Pseudonym des bulgarischen Dichters und Rom Hyussein Kerim Hyusseinov Mahmudov Bosilkov (Хусеин Керим Хусеинов Махмудов Босилков). Von Kritiker_innen als »glitzernde Zigeuner-Saite unter dem bulgarischem Himmel« bezeichnet, gilt er als der erfolgreichste Roma-Autor in Bulgarien und als einer der bekanntesten Autor_innen der dortigen Literaturlandschaft in den 1960er Jahren.
Kerim wurde 1928 in Tetewen, einer Stadt in Zentralbulgarien, in eine Familie ehemals wandernder Roma geboren, die sich dort niedergelassen hatten und als Holzfäller arbeiteten – ein Beruf, den auch er ausübte. Nach seinem Abitur begann Kerim seine Arbeit im Journalismus, indem er Artikel für verschiedene Lokalzeitungen schrieb und aufbereitete.
Den Einstieg in die Literaturszene erfolgte 1955 mit seinem Gedichtband [»Песни от катуна« (›Pesni ot katuna‹, ›Lieder aus dem Nomadenlager‹), der mit Begeisterung angenommen wurde. Ihm folgten sieben weitere Gedichtbände. Kerim war Mitglied der Union bulgarischer Schriftsteller_innen und Anhänger der Kommunistischen Partei.
Ab den 1960er Jahren wurde im kommunistischen Bulgarien eine restriktive Politik gegen den Ausdruck einer Roma-Identität etabliert und die öffentliche Darstellung ihrer Kultur und Sprache verboten. Trotz dieses offiziellen Kontextes waren einige Roma-Künstler_innen und -Kulturschaffende in der bulgarischen Kulturszene sowohl ihren Kolleg_innen als auch der breiten Öffentlichkeit als »Zigeuner« bekannt, und das kulturelle Erbe der Rom_nja war ein untrennbarer Bestandteil ihrer künstlerischen Produktion.
Viele lyrische Werke von Usin Kerim stehen in direktem Zusammenhang mit seinem Leben in der Roma-Siedlung mahalla und den ethnisch-kulturellen Besonderheiten der Gemeinschaft. Als überzeugter Kommunist lobte Kerim in seinen Gedichten oft die Leistungen der kommunistischen Parteipolitik gegenüber den Roma, wie zum Beispiel die Bereitstellung von Wohnraum oder den Zugang zu Bildung und Beschäftigung.
Während nur wenige seiner Gedichte ins Romanes übersetzt wurden, erschienen Übersetzungen seiner Werke in Russisch, Rumänisch und Tschechisch. Der jährliche Wettbewerb für unveröffentlichte Gedichte »Usin Kerim« wird von der bulgarischen Roma- Nachrichtenagentur »Drom Dromendar« organisiert.
Bibliografie (Auswahl)
Керим, Усин. 1955. Песни от катуна. София: Български писател. [Kerim, Usin. Pesni ot katuna. Sofia: Bălgarski pisatel.]
Керим, Усин. 1959. Очите говорят: Стихове. София: Български писател. [Kerim, Usin. Očite govorjat: Stihove. Sofia: Bălgarski pisatel.]
Керим, Усин. 1968. Под синия шатър: Стихове. Варна: Държавно издателство. [Kerim, Usin. Pod sinija šatăr: Stichove. Sofia: Dăržavno izdatelstvo.]
Керим, Усин. 1969. Заю Баю и орача. София: Български художник. [Kerim, Usin. Zaju Baju i orača. Sofia: Bălgarski hudožnik.]
Керим, Усин. 1978. С бащиния глас. София: Български художник. [Kerim, Usin. S baštinija glas. Sofia: Bălgarski hudožnik.]
Керим, Усин. 1987. Халище: Стихотворения. Пловдив: Христо Г. Данов. [Kerim, Usin. Halište: Stihotvorenija. Plovdiv: Hristo G. Danov.]
Керим, Усин. 1998. Кон жадувам. Избрани стихотворения и непубликувани творби. Шумен: Славчо Николов и сiе. [Kerim, Usin. Kon žaduvam: Izbrani stihotvorenija i nepublikuvani tvorbi. Šumen: Slavčo Nikolov i sie.]
Керим, Усин. 2003. Лирика. София: Народна култура. [Kerim, Usin. Lirika. Sofia: Narodna kultura.]