Vilma Gábor wurde von ihren Zuhörer_innen als exzellente Erzählerin von Märchen und Geschichten geschätzt; ihre Erzählkunst ist nur in wenigen Tonaufnahmen von 1968 bis circa 1972 dokumentiert. Biografische Angaben zu ihrem Leben sind spärlich. Geboren wurde sie knapp nach 1900 im ungarischen Staatsgebiet der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, zu dem bis 1918 auch Siebenbürgen (heute in Rumänien) gehörte. 1972 bestanden noch Kontakte zu Verwandten im heutigen Rumänien. Im Zweiten Weltkrieg wurde Vilma Gabór in Konzentrationslager deportiert. Sie überlebte das Vernichtungslager Auschwitz und kehrte nach der Befreiung nach Ungarn zurück, wo sie mit ihrer Familie bis zu ihrem Tod Mitte der 1970er Jahre in Budapest, Ungarn wohnte.
Vilma Gábor bezeichnete sich selbst als der Roma-Gruppe der Colara (»Teppichhändler_innen«) zugehörig. Die von ihr gesprochene Variante des Romanes zeigt neben Merkmalen der Dialekte der Lovara auch solche der Kalderaš, wie zum Beispiel die aus dem Rumänischen übernommenen Zentralvokale wie in împêrato (»König, Herrscher«). Charakteristisch für diese Variante des Romani ist auch die Verhauchung von /s/ zu /h/, also zum Beispiel sah pe katar nah pe (»es war und es war nicht«) statt sas pe katar nas pe. Dieses Sprachmerkmal ist bei der Erzählerin sehr deutlich zu hören.