Yuksel Yasharov war für zwei Legislaturperioden Stadtratsvertreter im südbulgarischen Peshtera. 1969 geboren und in einer muslimischen Roma-Familie aufgewachsen, besuchte Yuksel die Sekundarschule im nahegelegenen Batak und schloss 2016 ein Studium der Sozialen Arbeit an der neuen Bulgarischen Universität in Sofia ab. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Seine Tochter hat einen Abschluss von der landwirtschaftlichen Universität in Plovdiv, während sein Sohn 2016 die Sekundarschule mit einem Schwerpunkt auf Gastgewerbe abschloss. Seine Frau Feliza, die auch aus Peshtera kommt, stammt aus einer türkischen Familie.
Yuksel erinnert ein Training des National Democracy Institute (NDI, www.ndi.org) aus Washington DC als lehrreich hinsichtlich seiner Grundfähigkeiten wie öffentlichem Sprechen, Kampagnengestaltung und organisatorischen Strategien, die für einen Berufsweg im öffentlichen Dienst notwendig sind. Bevor er für die Kommunalregierung tätig wurde, war Yuksel Bauunternehmer. Diese Arbeit machte Yuksel den diskriminierenden Wohnungsmarkt sehr bewusst, der Rom_nja in segregierte Nachbarschaften abdrängt. Sie waren in Cafés oder Geschäften außerhalb ihres eigenen Mahala nicht willkommen. Das NDI gab Yuksel den Anstoß, sich für Veränderung zu engagieren, sowie die Werkzeuge, um positive Gesetzesinitiativen zu beeinflussen.
Seit 2007 sind zwei Sitze im Stadtrat von Peshtera mit Rom_nja besetzt. Yuksels erste Handlung als Stadtratsmitglied war die Schaffung einer Richtlinie zur Antidiskriminierung und zur Förderung von Bürgerrechten in der ganzen Region Peshtera. Der Bürgermeister folgte den Empfehlungen und erhob Strafgebühren von jenen Unternehmen, die weiterhin diskriminierend taktierten. Dank des Bürgermeisters konnten diskriminierende Wohnungspolitiken in Peshtera beinahe abgeschafft werden. Nichtsdestotrotz gibt es dort noch immer zwei segregierte Schulen, eine Grund- und eine Sekundarschule. Positiv anzumerken ist jedoch, dass die Schulen in Peshtera zweisprachigen Unterricht anbieten: Romanes-Bulgarisch und Romanes-Türkisch.
Ein Komplikationsfaktor in der Wohnungssituation ist, dass viele Rom_nja keine Grundbücher besitzen, die ihr Eigentum belegen. Häuser, die als illegal erbaut gelten, werden abgerissen und Bewohner_innen der ehemaligen Mahala landen auf der Straße. Diese Katastrophe hat einige Rom_nja aus der Region vertrieben und dazu gebracht, Bulgarien zu verlassen. Als Koordinator des Trust for Social Alternatives unter Schirmherrschaft der America for Bulgaria Foundation arbeitet Yuksel derzeit aktiv an der Linderung der Wohnungskrise für Rom_nja. Ein von ihm etabliertes Projekt bindet lokale Behörden in die Formulierung einer kommunalen Gesetzgebung ein, durch die die Familien Grundbücher für ihre Häuser erhalten sollen.
Yuksel wurde 2016 aus dem Stadtrat abgewählt. Er schreibt diesen Mandatsverlust seinem Antidiskriminierungsaktivismus zu, insbesondere hinsichtlich der Wohnungs- und Bildungspolitik. Seine Familie erhielt in der letzten Kampagnensaison anonyme Drohungen.
Yuksel ist heute Vermittler des Europarats in den Kommunen rund um Peshtera. Er agiert als Konfliktmediator mit dem Ziel, die Beteiligung von Rom_nja auf kommunaler Ebene zu stärken, wo es Auseinandersetzungen über ihre Integration und Inklusion gibt. Als muslimischer Rom kann Yuksel zudem die Diskriminierung gegen Muslim_innen angehen, die in Bulgarien weit verbreitet ist.
»Angesichts der doppelten Diskriminierung, geben viele muslimische Rom_nja diesen familiären Hintergrund nicht zu. Zumal romanes-sprachige Rom_nja muslimische Rom_nja nicht immer als solche anerkennen. Trotzdem sind beide Gruppen mit ähnlichen gesellschaftlichen Herausforderungen und Problemen der Integration in die bulgarische Dominanzgesellschaft konfrontiert. Wirksame Gesetzesänderungen auf nationaler Ebene sind notwendig, um die Segregation und Diskriminierung gegen Rom_nja, Muslim_innen und andere Minderheitengruppen in Bulgarien zu lindern.«