Am Anfang des Stückes »Paramisa« (2005) von Pavla Dombrovská steht eine herzergreifende Geschichte über die Erschaffung der Sinti und Roma Im Anschluss wird von einem jungen Mann erzählt, dessen Abenteuer beginnen, nachdem er mit der Tochter des Königs geschlafen hat. Das Stück ist angefüllt mit Diskriminierungen in der Schule, mit Drachen, Hexen, dem unentbehrlichen Apfel beziehungsweise der unentbehrlichen »verbotenen Frucht« – und mit einem Happy End. Die ursprüngliche Erzählung findet sich in Milena Hübschmannovás vierbändigen Sammlung von »Roma-Märchen« unter dem Titel »Zigeunermärchen aus aller Welt« (1983–1985), die nicht nur für Kinder gedacht sind. Es gibt weder eine klare Gegenüberstellung von Gut und Böse noch ein unerschütterliches System von Schwarz und Weiß. Vielmehr sind die Märchen Allegorien des wechselhaften, komplexen, unvorhersehbaren und überwältigenden realen menschlichen Lebens und eine Sammlung der authentischen Erzählungen der Sinti und Roma wie sie mündlich von einer Generation zur nächsten überliefert wurden. Pavla Dombrovská ist es gelungen, den oberflächlichen Zauber der Märchen zu brechen und die tiefere Bedeutung der Texte zu erfassen, die sie danach dramatisch so umsetzte, dass das wahre Lebensgefühl der Sinti und Roma zur Darstellung kommen konnte. Die Tiefgründigkeit vermittelt sich auch durch die reizvolle Einfachheit und den vielfachen Witz, die der Aufführung außerdem Energie und Leben verleihen.
»Paramisa« ist ein Stück der Theatergruppe Divadlo Líšeň. Regisseurin und Autorin ist Pavla Dombrovská.