»Ein großartiges Werk. Ich empfehle diesen Film für das Archiv, weil er das Leiden der Sinti und Roma sorgfältig darstellt.«
Mihai Catalin Cazacu
Synopse
Ein Verständnis für die Vergangenheit ist notwendig, um für eine bessere Zukunft eintreten zu können. »A People Uncounted« (Ein ungezähltes Volk) ist ein mehrsprachiger Dokumentarfilm von Aaron Yeger aus dem Jahr 2011 über den Porajmos – das Leiden von Sinti und Roma während des Zweiten Weltkriegs – und über die Zeit danach.
Die Dokumentation behandelt nicht nur umfassend die grausame Vernichtung von Sinti und Roma während des Zweiten Weltkriegs, sondern untersucht auch Mechanismen des Genozids und von ethnischen Säuberungen. In der Dokumentation kommen bekannte Roma-Wissenschaftler_innen und -Vertreter_innen zu Wort, die Roma-Stereotype diskutieren. Die Erörterungen werden im Film durch Bildmaterial überzeugend ergänzt. So entsteht eine erfrischend realistische Erzählstimme. Einige Expert_innen sehen eine deutliche historische Kontinuität, in der sich die Diskriminierung von Sinti und Roma je unterschiedlich äußert, so etwa in der gegenwärtigen Romantisierung und Exotisierung von Sinti und Roma in der Popkultur. Die Darstellung der Charaktere in der Dokumentation baut eng auf den Zeugenaussagen der Überlebenden, als auch auf dem Reichtum der mündlichen überlieferten Geschichte und der Forschung von Expert_innen auf.
Es ist wichtig festzuhalten, dass der Holocaust nicht mit dem Zweiten Weltkrieg begann und auch nicht damit abschloss, sondern dass er weitreichende historische Ursachen hat und sein Vermächtnis bis heute wirksam ist. Der Holocaust ereignete sich unter spezifischen sozialen, ökonomischen, politischen und kulturellen Bedingungen, die zu der schrecklichen Massenvernichtung von Sinti und Roma, Juden und anderen Opfern führte. Die Dokumentation verbindet Zeitzeugenberichte von Überlebenden, Interviews mit Expert_innen und Wissenschaftler_innen und historisches wie aktuelles Filmmaterial, um so vor dem gegenwärtigen Rassismus gegenüber Sinti und Roma zu warnen.
Ausführliche Interviews mit Zeitzeug_innen in Nahaufnahme vermitteln die Erinnerungen sehr persönlich und quälend: Wenn man die Überlebenden weinen und wüten sieht und miterlebt, wie sehr sie geliebte Menschen vermissen, die umgebracht wurden, wird die Vergangenheit, vermittelt über die persönlichen Leiden, erfahrbar. Die Roma-Geschichte zu verstehen ist wichtig, um falsche Vorstellungen über Sinti und Roma entlarven zu können – und dieses Verständnis ist notwendig, um ethnische Diskriminierungen und Morde in Zukunft zu verhindern. Darüber hinaus ist dieser Dokumentarfilm auch für die Emanzipationsbewegung der Sinti und Roma von Bedeutung. Diese Dokumentation ist von großer Tragweite, sie zeigt umfangreiches, professionell gefilmtes Material, das eindrücklich Roma-Vergangenheit und -Gegenwart schildert, wobei ihr Schicksal in einen größeren historischen und kulturellen Kontext sozialer Entwicklungen, staatlicher Kontrolle und Nationalismus gestellt wird. Der Regisseur scheint in enger Verbindung zu den Communitys zu stehen und zeigt seine Protagonist_innen als gewöhnliche Menschen. Es ist nicht überraschend, dass der Film von Kritiker_innen und Publikum gleichermaßen geschätzt wird.
Rezeption
Foyle Film Festival (Northern Ireland)
LIM Award for Best Documentary
Montreal World Film Festival (Canada)
Heartland Film Festival (USA)
Nominated for Crystal Heart
Hawaii International Film Festival (USA)
Nominated for Golden Orchid
Mumbai Film Festival (India)
Kassel Documentary Film Festival (Germany)
Nominated for Golden Key
Starz Denver Film Festival (USA)
St. Louis International Film Festival (Human Rights Program) (USA)
Santa Barbara International Film Festival (USA)
Nominated for Social Justice Award
International Festival of Audiovisual Programs – FIPA (France)
Victoria Film Festival (Canada)
International Festival of France for Human Rights – FIFDH (Multiple Cities)
Salem Film Festival (USA)
Cleveland International Film Festival (USA)
Atlanta Film Festival (USA)
Full Frame Documentary Festival (USA)
Docudays UA Human Rights Festival (Ukraine)
Athens International Film+Video Festival (USA)
Toronto Jewish Film Festival (Canada)
Documentary Edge Festival (New Zealand)
Breckenridge Festival of Film (USA)
Beldocs International Documentary Film Festival (Serbia)
Shanghai International Film Festival (China)
Festival des Libertés (Belgium)
FIDH 1st Prize and the RTBF Prize
The Romedia Foundation: Requiem for Auschwitz Festival (Hungary)
Fast Forward Film Festival (Montenegro)
Lenore Marwil Jewish Film Festival (Detroit, USA)
Zagreb Jewish Film Festival (Croatia)
International Romani Film Festival (Hungary)
1st Place Prize
Motovun Film Festival (Croatia)
46th Parallel Arts Festival (Canada)