»Ich mag die Regie - die Legenden am Anfang, die die bewegten Bilder begleiten. Der Unterschied zwischen der Befragung der Frauen und der Männer - die Umgebung und die Dynamik entspricht den Geschichten, die wir hören und sehen.«
Galya Stoyanova
Synopse
»Sam Roma: Eimaste Tsigganoi« (Griechenland, 2014) steht in einer ähnlichen Dokumentarfilmtradition wie »On the Outskirts of the City« und dokumentiert die Situation der griechischen Roma-Community auf eine objektive und realistische Weise. Das gelingt, weil vor allem Roma selbst zu Wort kommen. Wie eine der Zuschauenden sagt: »Ich mag die Legenden am Anfang, welche die Bildsequenzen begleiten und die Dynamik der Geschichten die wir hören und sehen.« Marina Danezis dichte Dokumentation strukturiert sich so über Erzählungen der Roma, die unterschiedliche Aspekte ihres kulturellen und gesellschaftlichen Lebens und ihrer Geschichte beleuchten.
Der Film nutzt hierfür das dokumentarische Mittel der »Talking Heads« und verbindet dies mit einer Bildästhetik, die die Personen in ihrem persönlichen Umfeld inszenieren. Die Protagonist_innen werden bei ihren alltäglichen Handlungen porträtiert: zu Hause und auf öffentlichen Plätzen, drinnen und draußen, in Gärten, Cafés und auf Straßen, bei der Küchenarbeit, auf ihren Pferden sitzend oder sogar stehend und beim Feiern religiöser und familiärer Feste.
Auf diese Weise werden ältere und neuere Gebräuche und Gewohnheiten gezeigt und erklärt – und damit auch Charakteristika der Roma-Identität. Die porträtierten Männer und Frauen erzählen von ihrer Herkunft und ihren Gebräuchen, sie erklären, wie sie es geschafft haben, zu überleben, und wie sich kulturelle Spezifika wie die geheimnisvolle Kultur, die Gasfreundschaft, der starke Zusammenhalt und der »Roma-Lebensstil« mit Musik, Tanz, Pferdehaltung und -handel oder auch Wahrsagerei entwickelten.
Wie einer der Protagonist_innen zusammenfasst, wird ein_e Rom_ni arm geboren, ist aber klug genug, die Armut zu überleben. Die Porträtierten haben keine Scheu, sich selbst zu mystifizieren, was völlig natürlich ist und auch die Basis, auf der wir unsere eigene Mythologie und Identitätspolitiken gestalten. In diesem Fall stellen sie sich als geborene Handelstreibende dar oder als intelligent genug, um auch ohne Ausbildung im Geschäftsleben erfolgreich zu sein. Es handelt sich um eine Art kulturelles Erbe oder Vermächtnis, das von Generation zu Generation weitergegeben wird.
Andererseits ist ihr Leben von gesellschaftlichen Problemen und einem geringen sozialen Status bestimmt, was auf vielerlei Faktoren zurückzuführen ist, etwa auf die hohe Analphabetismusrate oder die Finanzkrise, aber vor allem auf das politische Interesse, die Roma zu Sündenböcken zu machen und in Stereotype zu zwingen. Es sind diese politischen Einflussnahmen, die Diskriminierungen oder das »Abdrängen«, wie jemand zusammenfasst, verursachen.
Ungeachtet all dieser Schwierigkeiten im alltäglichen Kampf wirken die Roma in »Sam Roma« sorglos und glücklich. Sie scheinen über ihre Probleme hinwegzugleiten, ganz ähnlich der gleitenden Bewegung der Musik und der Filmbilder, die auseinandertreiben, um sich dann wieder zu synchronisieren.