Ein Leben in jahrelanger Gefahr
Louis Steinbach, mit vollem Namen Antonius Lodewijk Steinbach, war gebürtiger Niederländer und hatte mit seiner Frau Rosina Weiss drei Söhne und drei Töchter. Der erste Sohn war 1905 in Deutschland, alle anderen Kinder in den Niederlanden geboren worden. Louis Steinbach war von Beruf Musiker, verdiente den Lebensunterhalt aber auch mit Pferde- und Teppichhandel, wozu die Familie die Niederlande sowie Belgien und Deutschland bereiste.
Seit Mitte der 1930er Jahre und insbesondere seit der Besetzung der Niederlande und Belgiens durch das Deutsche Reich im Jahr 1940 wurde es immer schwieriger, den Beruf auszuüben und den Kontakt zu den inzwischen erwachsenen Kindern und deren Familien zu pflegen. Im Juli 1943 registrierte die belgische Gemeinde Hasselt das Ehepaar, das aus Eindhoven zu einem Besuch bei Angehörigen eingereist war, im Ausländerregister. Ab dem 10. September wurde Louis Steinbach in der »Merksplas-Kolonie« bei Hoogstraten an der niederländischen Grenze, seine Frau in einer Einrichtung in St. Andries bei Brügge interniert. Beide Orte waren seit dem 19. Jahrhundert bestehende Einrichtungen der Armenfürsorge, dann Gefängnisse und unter deutscher Besatzung Sammellager für verschiedene Gruppen von Gefangenen.
In zahlreichen Briefen baten die Eheleute sowie einer der Söhne darum, in die Niederlande ausreisen zu dürfen. Am 18. November 1943 übergab man sie in Woestweezel der niederländischen Polizei. Damit war das Ehepaar in Belgien der Deportation der Sinti und Roma in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau entkommen. Doch ein zweites Mal mussten sie um ihr Leben bangen: Am 16. Mai 1944 wurde das Ehepaar in Amsterdam während einer zum gleichen Zweck durchgeführten Razzia aufgegriffen. Unter welchen Umständen es ihnen gelang, der über Westerbork erfolgten Deportation zu entgehen, ist nicht bekannt. Zwei ihrer Kinder wurden mit ihren Familien über Mecheln nach Auschwitz deportiert.