Portugal
Hintergrundinformation
Portugal bildet einen Teil der vielen regionalen Einheiten der iberischen Halbinsel. Das Land befindet sich westlich von Spanien, dem einzigen Land, mit dem es eine Grenze teilt. Die koloniale Vergangenheit Portugals, die vor über einem halben Jahrtausend begann, hat Spuren ethnischer Vielfalt zurückgelassen. Wie Eric Solsten (1993) zeigt, leben Menschen aus den früheren Kolonien vor allem in Lissabon, zu ihnen gehören Angolaner_innen, Mosambikaner_innen sowie Menschen aus São Tomé, Timor, Goa und Mação. Zwei weitere Gruppen werden oft nicht bedacht, sind aber beide ein wichtiger Teil der Geschichte dieses Landes: die portugiesischen Ciganos und die portugiesischen Juden. Während diese beiden Gemeinschaften nicht direkt miteinander zu tun haben und ihre eigenen Traditionen und unterschiedliche Glaubensrichtungen praktizieren, gibt es eine Beziehung zwischen ihnen, denn sie haben in Teilen von Portugal Seite an Seite gelebt, insbesondere in der Region Belmonte, was für die Judith Cohen Collection relevant ist.
In Portugal leben ungefähr 50.000 Rom_nja, konzentriert in Lissabon, Setúbal, im Alentejo und an der Algarve. Die größten Gemeinschaften an der Algarve scheinen in den Städten Portimão, Loulé und Faro zu leben. Nach den Zahlen der Europäischen Kommission gegen Rassismus und Intoleranz (ECRI, externer link) des Europarats leben über das Land verteilt zwischen 40.000 und 50.000 Rom_nja. Derselbe ECRI-Bericht unterstreicht, dass sich die Rom_nja vor allem hinsichtlich von Erwerbstätigkeit, Wohnungsbeschaffung, Gesundheitsversorgung und Bildung mit Schwierigkeiten konfrontiert sehen. Während diese beträchtliche Population an diversen gesellschaftlichen Fronten mit Herausforderungen zu kämpfen hat, ist die in der Judith Cohen Collection dargestellte Gemeinschaft gut integriert und spiegelt nicht die stereotypischen Bilder wieder, die oft mit Roma-Familien assoziiert werden.
Dr Judith Cohen (externer Link) ist Performerin und Ethnomusikologin. Ihre Spezialgebiete sind jüdisch-spanische (Ladino) sephardische Lieder wie auch mittelalterliche und traditionelle Musik, dazu gehört die Balladenkunst auf dem Balkan, einschließlich der portugiesischen, jiddischen und frankokanadischen, paneuropäischen Balladen und Lieder aus kryptojüdischen Regionen an der Grenze von Portugal und Spanien.
Cohen ist die Redakteurin der Serie zu Spanien des Alan Lomax Projects, das mit der Association for Cultural Equity (external Link) durchgeführt wird. Sie redigiert und schreibt nicht nur Begleittexte für die Serie, sondern hat auch fast alle noch in spanischen Dörfern lebenden Männer und Frauen interviewt, die Lomax 1952 aufgenommen hatte, und arbeitet an einer Ausgabe ihrer spanischen Feldtagebücher. Sie war der erste Alan Lomax Fellow an der Library of Congress in Washington, vergeben durch das an der Institution angesiedelte American Folklife Center und die John W. Kluge Foundation.
Cohens 1986 geborene Tochter Tamar Ilana Cohen Adams tritt häufig mit ihr auf. Ihr Repertoire und ihre Vorträge stützen sich auf ihre Feldstudien in Dörfern mehrerer mediterraner Länder sowie in städtischen Migranten-Communitys, und bei diesen Feldstudien hat sie viele Roma-Familien in ganz Europa kennengelernt, mit ihnen gelebt und gearbeitet. Besonders relevant für diese Sammlung ist ihre Arbeit mit portugiesischen Rom_nja, oder, wie sie sie, wie in Portugal üblich, nennt, den Ciganos, und den Rom_nja aus Bulgarien.