Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Ruska-Rom_nja eine lange Geschichte mit Russland verbindet. Andere Rom_nja aus der Gemeinschaft lebten auch in der Ost- und Zentralukraine, in Frankreich, Kanada und den Vereinigten Staaten. Eine große Anzahl an Rom_nja emigrierte, nach einer kritischen Phase in Folge des Krieges auf der Krim, auch nach Schweden und Frankreich oder Südamerika.
Russischer Tanz und Operetten
Russland hat seine Wertschätzung für Kunst und Kultur kultiviert. Das Land wird oft mit Ballettensembles – wie dem Bolschoi-Ballett, Kirow-Ballett, St. Petersburg Eifman Ballet, Mariinski-Theater – oder mit Ballettschulen, wie dem Waganowa-System, in Verbindung gebracht. Eine Reihe von Ballettgrößen – wie Mikhail Baryshnikov, Vaslav Nijinsky, Rudolf Chametowitsch Nurejew, Agrippina Jakowlewna Waganowa, Anna Pavlowna Pavlowa, Michel Fokine und Marius Petipa – kamen aus Russland. Viele verbinden mit dem Land auch das Ensemble Ballets Russes, gegründet von Sergei Pawlowitsch Djagilew. Alle diese Namen gelten als kanonische Figuren in der Tanzgeschichte Russlands. Während es überdies eine Reihe traditioneller Volkstänze und anderer Stile gibt, die so unterschiedlich sind wie die Nation selbst, konzentriert sich der Beitrag im Folgenden auf einen weniger bekannten Stil – jenen, der mit den Tänzen der in Russland lebenden Rom_nja verbunden ist.
Die Tanzform der in Russland lebenden Rom_nja ist lebhaft und ausdrucksstark. Sie beinhaltet komplizierte Beinarbeit, ähnlich wie die Beinarbeit beim Flamenco, Schulter-Shimmies und anmutige Armbewegungen. Bei Tänzerinnen ist die Verwendung von breiten, bunten Röcken, die auf der Vorder- und Rückseite geschwungen werden, ebenfalls ein wesentlicher Bestandteil des Tanzes. Männliche Tänzer sind energisch und integrieren zudem schnelle, rhythmische Beinarbeit sowie Schläge mit den Handflächen auf Oberkörper, Beine, Hüften und Fußsohlen.
Das Tanzen ist dynamisch und wird oft von Live-Gesang, Gitarrenspiel, Geigen, Akkordeons und mitunter auch von Tamburinen begleitet. Der Tanz der Rom_nja in Russland hat damit einen festen Platz in der Tanzgeschichte erobert und erreicht zunehmend auch ein internationales Publikum. Wie bereits erwähnt, wanderten Ruska-Rom_nja in verschiedene Länder aus, und mit ihnen ihre Kunst und ihr temperamentvoller Tanz.
Wir haben bereits erwähnt, dass einige Ruska-Chöre in Moskau und Sankt Petersburg existierten. Am Ende des 19. Jahrhunderts gründete Nikolai Shishkin, Dirigent eines solchen Chores, das erste Roma-Theaterensemble. Im Jahr 1886 spielte die Truppe in einer Operette mit dem Titel »Цыганские песни в лицах« (»Zigeunerlieder in Gesichtern«, 1886), die mehrere Jahre lang im Arcadia Theater aufgeführt wurde. Eine andere Operette, »Der Zigeunerbaron« (1887), die von Johann Strauß geschrieben wurde, hatte im April 1887 Premiere und wurde später auch von Shishkins Truppe aufgeführt. Im Jahr 1888 debütierte »Kinder des Waldes« im Maly-Theater. Erstmalig wurde eine Operette von einem Roma-Ensemble auf Romanes aufgeführt. Shiskin produzierte in den 1920er Jahren weitere Operetten, die Sänger_innen, Tänzer_innen, Musiker_innen und weitere Künstler_innen der Rom_nja dazu anregten, in der Sowjetunion aufzutreten.
Die Gemeinschaft der Rom_nja in Russland ist traditionell tief in den darstellenden Künsten verwurzelt. Ein wesentlicher Teil dieser Geschichte ist das Romen Theater in Moskau.
Institutionen wie dem Romen Theater ist es auch zu verdanken, dass die Tänze der in Russland lebenden Rom_nja – sowohl innerhalb als auch außerhalb des Landes – einen eigenständigen Platz in der Tanzwelt errungen haben. Ein bedeutendes Beispiel für ein Ensemble, das die Tänze russischer Rom_nja außerhalb Russlands tanzt, ist Saeedas Yagori – The Gypsy Dance Company im Vereinigten Königreich. Ein weiteres Beispiel ist das Yagori Dance Festival in Oslo, Norwegen.