In den letzten Jahrzehnten haben sich Sinti und Roma in Filmen immer häufiger selbst dargestellt. Sie sind dabei in verschiedenen Filmgenres nicht nur als Regisseur_innen, Produzent_innen und Autor_innen tätig, sondern ihre Filme wurden auch auf internationalen Filmfestivals ausgezeichnet. Innerhalb des RomArchive gibt es 35 Filme (sowie 35 weitere Werke, die über das interne Archiv zugänglich sind). Die Filme sind in Verbindung mit den Biografien der Regisseur_innen und den Synopsen auf das Konzept des Filmbereichs des RomArchive zugeschnitten. Die Filme wurden daraufhin ausgewählt, wie genau ihnen die Darstellung von Roma-Gemeinschaften und Roma-Charakteren gelingt und ob sie die Kultur, die Sprache, die Traditionen, Mythen und alltäglichen Lebensbedingungen der Roma und Sinti verständlich machen können. Die Filmsammlung ist in drei (miteinander verbundene) Kategorien unterteilt: »Wurzeln«, »Rollen«, »Bruch mit der Vergangenheit/Revolution«
Kuratiert von Katalin Bársony
Der Zeitrahmen der ausgewählten Filme beginnt mit den 1970er Jahren – eine wichtige Periode, in der Roma-Autor_innen begannen, die zuvor allgemein vorherrschende exotisierende Darstellung von Roma-Charakteren in Filmen zu transformieren. In unserer Bewertung der Roma-Selbstrepräsentation im Film betonen wir (1) die Bedeutung von Gegenerzählungen, um die noch vorherrschenden, im Film üblichen Roma-Stereotypen herauszufordern, (2) die Macht der Bilder bei der Untergrabung der negativen Repräsentation von Sinti und Roma und ihrer Klischees und (3) die Verantwortung der Filmemacher_innen, zu einem Paradigmenwechsel bei der Darstellung von Roma und Sinti auf der Leinwand beizutragen.
Für die Analyse der Bewegtbilder wurde die politische Bildtheorie genutzt, die Ariella Azoulay in ihrem Buch »The Civil Contract of Photography« (2008) entwickelt hat. Diese Theorie identifiziert drei Akteur_innen, die an der Produktion der Bilder und ihrer Verbreitung beteiligt sind: die Kreativen, die für die Produktion des bewegten Bildes verantwortlich sind, die gefilmten Subjekte und das Publikum. Keiner dieser Akteur_innen hat die alleinige Macht, die Bedeutung der Bilder zu kontrollieren. Die Bedeutung wird vielmehr fortwährend zwischen ihnen ausgehandelt. Unser Ziel ist es, diese Verhandlungen zu fördern, indem wir die filmische Repräsentation der Sinti und Roma rekontextualisieren und die Machtverhältnisse hinter der Produktion dieser Bilder aufzeigen. Die Filmsammlung lädt die Betrachter_innen dazu ein, sich an dem politischen Raum zu beteiligen, der durch diese Bilder geschaffen wird.