Der Flamenco wurde in der spanischen Region Andalusien geboren. Dank der Mischung der Kulturen und der Genialität seiner Schöpfer_innen entstanden Formen, die weltweit einzigartig sind. Der Westen Andalusiens mit dem sogenannten »Dreieck Sevilla, Jerez de la Frontera, Cádiz« hat durch seinen bedeutenden Beitrag der Cantes (Lieder) im Stil der Soleá und der Seguiriya (Formen des Flamenco) unbestreitbar großen Anteil daran. Die Geschichtsschreibung hat jedoch oft übersehen, dass es auf der anderen Seite der andalusischen Landkarte noch einen Flecken gibt, der zutiefst vom Flamenco geprägt ist: Granada. Eine erstklassige Flamenco-Hochburg, Schöpferin einer großen Vielfalt von Flamenco- und Gitano-Liedern und Vorreiterin im Verständnis von Flamenco als einer professionellen Kunst.
Hier etablierten sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts viele Cantes aus ursprünglich familiärem Umfeld. Es war eine Phase der Transformation, Bildung und Festigung der verschiedenen Palos (Flamencostile), Formen, Rhythmen, Instrumentierungen, Darbietungsformen, Abläufe und Kadenzen ... ein Prozess, der noch heute andauert.
Zu jener Zeit sticht besonders die Figur des Künstlers, Unternehmers und Geschäftsmannes Silverio Franconetti hervor, der den Flamenco professionalisierte sowie salonfähig und damit der breiten Öffentlichkeit zugänglich machte.