Florin Salam, der sich nach dem arabischen Gruß salam (»Friede«) benannt hat, ist heute der bekannteste Manele-Sänger in Rumänien.
Florin Salam – Manele-Sänger
Als Florin Stoian wurde er 1979 in Bukarest in eine Familie von lăutari (rumänischen Berufsmusiker_innen) geboren. Schon als Teenager war er zusammen mit seinem Vater und Onkel Akkordeonist und Sänger in einer Band und spezialisierte sich auf das lăutar-Repertoire: urban-rumänische Lieder und Tänze.
Als er sich ganz dem Gesang zuwandte, nahm Stoian zunächst den Künstlernamen Florin »Fermecătorul« (»bezaubernd«) an. Schon sein erster im Studio aufgenommener Song wurde im Jahr 2002 ein großer Erfolg, und während sein Ruhm rasch anwuchs, änderte er sein Pseudonym in Florin Salam.
Er hat inzwischen unzählige Hits veröffentlicht, jedes Jahr kommen neue hinzu. Regelmäßig geht Salam im Ausland auf Tour, und im eigenen Land ist er ständig gefragt. Sein Gesangsstil hat zahlreiche andere manelişti nachhaltig beeinflusst. Sowohl jüngere, erst nach dem Zusammenbruch des Kommunismus geborene Manele-Sänger aus der Hauptstadt (etwa Sorin »Copilul de Aur« – »Goldkind«) als auch lăutari aus dem ländlichen Rumänien oder aus kleineren Städten ahmen die Bukarester Berühmtheiten und besonders Salam nach.
Zeitgenössische Manele beginnen oft mit einer freirhythmischen Einleitung, mit der der Sänger seine stimmliche Virtuosität und seine Kunst der melismatischen Verzierungen vorführt. Diese Konvention hat vor allem Florin Salam entwickelt. In den getakteten Teilen der Lieder treten mitunter Background-Sänger_innen auf, die Harmonien beisteuern oder Verse des manelişt wiederholen.
Die Texte der Manele stehen meist in der ersten Person und werden aus männlicher Perspektive vorgebracht – typischerweise werden die Manele von Männern gesungen. Neben Beschwörungen der erotischen Liebe und Leidenschaft ist das Lob der Familie ein großes Thema.
Doch auch das Protzen mit Reichtum, Macht und Männlichkeit (Geld, Luxushäuser, teure Autos, Reisen und schöne Frauen) gehört zum Repertoire. Oft wird ein Feind (duşman) erwähnt, denn in anderen ausgelöste Gefühle von Neid und Rivalität gelten als Beweis für persönlichen Wert und Erfolg. Die Texte sind in rumänischer Sprache verfasst.
Die Musikvideos zu den Manele veranschaulichen die thematische Ausrichtung, indem sie die manelişti als dominante Männer zeigen, umgeben von verführerischen Frauen und Statussymbolen.
Ein fester Bestandteil dieses Diskurses ist auch die Tradition der Widmungen auf Hochzeiten oder in Clubs: Gäste bieten den manelişti Geld dafür, dass sie Lieder speziell auf andere, ebenfalls anwesende Personen münzen. Was der Sänger dann über Prestige, Reichtum, Erfolg, eine schöne Ehefrau oder die Liebe zum Sohn von sich gibt, darf der Besungene auf sich selbst beziehen.
Die Manele schaffen eine eigene Welt, in die sich die Armen und Unterdrückten gerne hineinträumen. Doch sie dienen auch der Selbstbestätigung für die Reichen, Mächtigen und Kriminellen in der rumänischen Gesellschaft.
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