Nicolai Ciotoi, 1950 geboren, ist ein erfolgreicher und bekannter Violinist, ansässig in Bukarest, Rumänien. Als lăutar (rumänischer Roma-Berufsmusiker) trat er im Schlepptau der, wie er sie nennt, »alten Garde« der muzică lăutărească hervor. Er sieht sich als Wahrer einer Ideologie, Authentizität, Würde und Überlieferung, die seiner Meinung nach von neuen Genres fast völlig überlagert wird. Dabei ist muzică lăutărească ein weit gefasster Begriff, der die Musik der Rom_nja vor allem aus Südrumänien – dem Gebiet des früheren Fürstentums Walachei – umfasst.
Nicolai Ciotoi – Porträt eines Lăutar
Im Kommunismus bestritt Ciotoi seinen Lebensunterhalt, indem er bei Hochzeiten, Taufen und anderen Festlichkeiten musizierte. Er trat gemeinsam mit einigen der großen Künstler_innen der 1970er und 80er Jahre auf, darunter Romica Puceanu und Florea Cioacă.
Bei den rumänischen Rom_nja wird die Musik üblicherweise nach Gehör gelernt, innerhalb der Familie. Ciotois erste Lehrer waren sein Onkel und sein Vater, beide Geiger. Aber auch den lăutar Cornel Bosoi nennt er als seinen Lehrmeister und preist seine technischen Fähigkeiten und sein intuitives Talent.
Oft beklagt Nicolai Ciotoi das Ende des goldenen Zeitalters der lăutar-Musik. Das öffentliche Ansehen der Roma-Musiker_innen sei stark gesunken. Vor der Revolution von 1989 wurden die lăutari gefeiert, heute hingegen wird die rumänische Hochzeitsmusik von der manele beherrscht – einem neuen Pop-Folk-Genre der rumänischen Rom_nja.
In diesem Videoclip, im Februar 2014 von Ioanida Costache gefilmt, erzählt Nicolai Ciotoi, wie er trotz der Armut seiner Familie zu seiner ersten Geige gelangte. Sein emotionaler Bericht unterstreicht die Macht der Musik im Leben eines lăutars und hebt die verschiedenen Komplexe an Bedeutung, Erinnerung und Familiengeschichte hervor, die in dieser musikalischen Tradition zusammenfließen.
Videoclip aus dem Film »Portrait of a Lautar: Nicolai Ciotoi«, Rumänien 2014.
Copyright: Ioanida Costache.
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