»Requiem für Auschwitz« ist ein monumentales Werk für Orchester, Chor, Pfeifenorgel und Vokalsolist_innen. Dem Text der lateinischen Messe beigestellt, wurde das Stück von dem niederländischen Sinto Roger Moreno Rathgeb komponiert und 2009 fertiggestellt.
»Requiem für Auschwitz«
Ein Requiem als kollektive Erinnerung
Den entscheidenden Impuls für die Entstehung des Requiems gab Rathgebs Reise an den Ort des Vernichtungslagers Auschwitz. Der Komponist fühlte sich bewegt, zum Gedenken an das Leid aller Holocaust-Opfer beizutragen und zugleich eine Botschaft von Versöhnung und Respekt zu vermitteln. Er empfand den lateinischen Text als ein neutrales, kulturübergreifendes Medium, offen für verschiedene Auslegungen gemäß den Überzeugungen jeder Gruppe oder jeder Person.
Die musikalischen Themen und Motive des Requiems spiegeln emotionale Erfahrungen und philosophische Fragen wider, die mit Auschwitz als Ort und als historischem Phänomen assoziiert werden. Beim Agnus Dei zum Beispiel lässt Rathgeb die Möglichkeit zu, dass Opfer für die Seelen ihrer Peiniger_innen beten.
Mehr als Musik
Der Komponist schrieb einen ausführlichen Programmtext für das Stück, in dem er dessen diverse Bedeutungsebenen anspricht. Hier ein kurzer Auszug:
»Während des zweiten Abschnitts rezitieren Alt, Tenor und Chor das Requiem und das Kyrie eleison im Wechselgesang, begleitet von Bläser_innen und Streicher_innen. Dies ist nicht als Gebet gedacht, sondern eher als eine geradezu fordernde Anrufung, die im flehenden Schrei Herr, sei gnädig endet.«
Roger Moreno Rathgeb
Das »Requiem für Auschwitz« wurde von den Roma und Sinti Philharmonikern in mehreren Städten aufgeführt, jeweils mit dort ansässigen Sänger_innen, zum Beispiel Pavlína Matiová in Prag in der Tschechischen Republik. Premiere hatte es 2012 in Amsterdam in den Niederlanden.
Als Teil des Projekts der Philharmoniker_innen wurde das Stück multimedial erweitert: Projizierte Fotos von Holocaust-Opfern vertieften die Verbindung des Publikums mit der Botschaft des Requiems.
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