Romnja-Mädchen und -Frauen spielen vielleicht zu Hause Instrumente, aber öffentliche Auftritte sind eher selten. Im Gegensatz dazu förderte das Rajkó Ensemble weibliche Talente – üblicherweise gab es einige Mädchen in jeder Untergruppe von 15 bis 18 Musiker_innen.
Die Mädchen des Rajkó Ensembles
Obwohl die Rolle von Mädchen und jungen Frauen im Ensemble für diese musikalische Gattung eher ungewöhnlich war, passte sie zur Zielvorgabe der kommunistischen Regierung, Frauen in der Arbeitswelt zu mobilisieren. Die frühe Frauenbewegung in Ost- und Mitteleuropa setzte sich für eine Reihe von Prinzipien und Programmen ein, die es Frauen ermöglichen sollten, am Erwerbsleben teilzunehmen – dazu gehörten unter anderem Kindertagesstätten und bezahlter Mutterschaftsurlaub.
Die damalige Sowjetunion setzte viele dieser Maßnahmen um, und selbst wenn die Realität häufig nicht dem Ideal entsprach, galt es doch als selbstverständlich, dass Frauen wie Männer außerhalb des Heims arbeiteten und dass ihre Arbeit theoretisch die Gleichberechtigung sicherstellte. In der Nachkriegzeit wurde in Ungarn ähnliche Prinzipien angewandt, und zwischen 1948 und Ende 1953 vervierfachte sich dort annähernd die Anzahl der Arbeiterinnen. Frauen sollten auch besser auf allen Ebenen in das Bildungssystem integriert werden, um so Chancengleichheit herzustellen. Gleichzeitig gab es Bemühungen, Rom_nja in das ungarische Proletariat zu integrieren. Im Rajkó Ensemble können wir die Schnittfläche dieser Ziele sehen.
Während männliche ungarische Roma-Musiker ziemlich gut in der Öffentlichkeit vertreten sind, wird die Arbeit der Musikerinnen häufig übersehen. Das RomArchive setzt sich daher mit der Geschlechterdynamik des Rajkó Ensembles und der professionellen Roma-Musiker_innen auseinander. Dies geschieht mithilfe von Exponaten zu vier früheren Mitgliedern, deren Mitgliedschaft im Ensemble dessen staatssozialistische Periode umspannt: Zsuzsa Horváth, die dem Rajkó in den 1950er Jahren beitrat; Mariánn Lakatos, die in den 1960er Jahren dazu stieß; Erzébet Katona, die in den 1970er Jahren dazu kam; und Edit Németh, die in den 1980er Jahren in das Ensemble eintrat.
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