Opre Roma – Steht auf, Roma
Der genaue Text der Roma-Hymne unterscheidet sich je nach Subgruppen und einzelnen Personen, was auch für die Meinungen zur Bedeutsamkeit des Liedes gilt. Federico »Fred« Hoffman, der von Deutschland nach Costa Rica ausgewandert war, schrieb:
»Indem wir unsere Symbole schaffen (Hymne und Flagge), reagieren wir – um zu zeigen, dass wir nicht länger gewillt sind, die Rolle der Unterdrückten und Ausgestoßenen zu akzeptieren. Es handelt sich nur um eine Reaktion auf das Handeln der Nicht-Roma, die uns früher wie heute als eine Art besonderer menschlicher Spezies behandeln. Ganz ehrlich glaube ich nicht, dass wir eines Tages unser eigenes Land haben werden, aber wir müssen trotzdem nach vorne schauen, um zumindest etwas Selbstachtung und Unabhängigkeit als Minderheit zu erreichen. Ich bin mir sicher, dass uns eine weltweite Vereinigung helfen wird.«
Margaret Moon, eine amerikanische Romni, merkte an: »Es ist die Nationalhymne eines Volkes, dessen ethnische Nation keine Grenzen hat. Ich meine, die Sinti und Roma haben sich schon lange an den zweifachen Begriff einer Art Patriotismus gewöhnt.«
Es gibt immer noch Sinti und Roma auf der Welt, die »Gelem, gelem« nie gehört haben oder nicht als ihre Hymne erachten. Roma in Ungarn haben beispielsweise ihre eigene Hymne. Sinti, deren Identität in vielen Fällen stark von der der Roma unabhängig ist, haben vielleicht das Gefühl, dass die internationale Hymne ihnen nicht gilt. So schrieb ein Diskussionsteilnehmer: »Wir haben an einer Roma-Hymne kein Interesse, denn wir gehören nicht zum selben Volk.«
Der kürzlich verstorbene russisch-israelische Roma-Aktivist Valery Novoselsky fasste die Bedeutung von »Gelem, gelem« wie folgt zusammen: »Die Nationalhymne der Sinti und Roma ist nicht nur für unsere Politiker_innen und unsere Repräsentation wichtig, sondern auch für gewöhnliche Leute. Wenn Nicht-Roma sie hören, können sie mehr davon verstehen, wer wir sind.«
Musikalische Vielfalt spiegelt Roma-Vielfalt wieder
Der Grund für die weite Verbreitung der Hymne liegt zum Teil in der Anpassungsfähigkeit des Liedes an die Bandbreite der Musikstile, die bei Interpret_innen und dem Publikum der Roma beliebt sind. Das mannigfache Dasein der Hymne in einer Vielzahl von Tempi und Textfassungen wie auch mit verschiedenartigen Verzierungen scheint den ästhetischen Bedürfnissen unterschiedlicher Gruppen sehr entgegenzukommen.