Typischerweise bietet ein solches Festival nahezu all dieses: zu vermittelnde Informationen, Dozent_innen in Gestalt von Vortragenden und Leiter_innen von Musikworkshops, Schriftstücke, akustische und kinetische Beispiele kultureller Erzeugnisse, Veranschaulichungen in Gestalt von Ausstellungsstücken und Filme.
Roma-Festivals als Klassenzimmer
Die »Roma-Nation ohne Territorium« existiert dank des semantischen Zusammenfalls der Ausdrücke »Nation«, »ethnische Zugehörigkeit« und manchmal sogar »Rasse« in verschiedenen Sprachen.
Sie existiert in gemeinsamen historischen Anstrengungen von Roma-Politiker_innen, um die Vertretung von Roma, Sinti, Gitanos und verwandten Gemeinschaften als eine Gruppe bei den Vereinten Nationen und anderen internationalen Gremien wie auch Regierungsorganen sicherzustellen. Sie existiert im Internet, in Kisten von Plattenläden, in formellen und informellen Netzwerken von Aktivist_innen und ihren Familienmitgliedern – und zunehmend auch unter Sinti und Roma ohne besondere Bindung an eine Organisation oder gesellschaftliche Sonderstellung.
Von Roma-Musiker_innen und -Tänzer_innen wird oft abverlangt, nicht nur ihre Musik darzubieten, sondern auch die Vorstellungen zu erfüllen, die andere über »Zigeuner« haben.
Im Musikbereich von RomArchive wurden Beispiele von Festivals zusammengetragen, die von der Idee einer Roma-Nation befrachtet sind; sie stellen didaktische Instrumente dar, welche dieSelbstdarstellung mit der Ablehnung oder Internalisierung gängiger Klischees über Sinti und Roma verbinden. Wenn Sinti und Roma Festivals – als eine Art pädagogisches Spektakel – mit einer Ausrichtung über die Grenzen ihrer Gemeinschaften hinaus konzipieren, sind sie dazu aufgerufen, ihre Kultur für ein allgemeines Publikum aufs Wesentliche zu verdichten.
Typischerweise bietet ein solches Festival nahezu all dieses: zu vermittelnde Informationen, Dozent_innen in Gestalt von Vortragenden und Leiter_innen von Musikworkshops, Schriftstücke, akustische und kinetische Beispiele kultureller Erzeugnisse (gelegentlich auch haptische, in Form von Kunsthandwerk), Veranschaulichungen in Gestalt von Ausstellungsstücken (hin und wieder steht Kunst der Sinti und Roma zur Schau) und Filme. Die »Studierenden«, die solch lernorientierte Veranstaltungen besuchen, haben häufig die Gelegenheit, mit geladenen Redner_innen zu diskutieren oder ihre Körper durch formalen Musik- und Tanzunterricht zu trainieren.
Roma-Musiker_innen und -Tänzer_innen sind oft dazu aufgerufen, nicht nur ihre Musik darzubieten, sondern auch die Vorstellungen zu erfüllen, die andere über »Zigeuner« haben: ein Übermaß an Emotionen, körperbezogene Kommunikation und eine mythische Verbindung zur Vergangenheit. (Siehe Romani/Traveller Music in the UK and Ireland). Trotz alledem zeichnen Bildungsfestivals durch die Partnerschaft von Musiker_innen und Roma-Aktivist_innen ein viel vollständigeres Bild des modernen Lebens von Sinti und Roma.
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