Ich entwickelte einen Stil, indem ich ästhetische Entscheidungen traf und mich mit bereits bestehenden Porträtfotografien von rassifizierten Minderheiten beschäftigte. Einige dieser Versuche waren erfolgreich, andere ließen sich von kulturellen Vorurteilen färben. Das Projekt brauchte zudem einen Namen. Bürgerliche und ausgebildete Rom_nja in Tschechien waren von der nationalsozialistischen Tötungsmaschine dezimiert worden. Da ein halbes Jahrhundert später auf wundersame Weise eine neue Roma-Mittelschicht wie ein Phönix aus der Asche emporstieg, gefiel mir der Projekttitel RomaRising. Ich hatte meine Metapher gefunden.
03 Fotografie Lesen
Und ich hatte selbst etwas einzubringen: Ich arbeite kommerziell als Porträtfotograf. Die Nutzung von Studiobeleuchtung sowie von Schwarz-Weiß-Fotografie geben einen respektvollen und sachlichen Blick auf Rom_nja, die etwas erreicht haben, das die Gesellschaft respektieren kann. Das lindert die Spannung, den Nicht-Roma womöglich spüren, wenn sie diese Porträts betrachten. So bieten sie eine Gelegenheit – vielleicht die erste –, Mitmenschen tief ins Gesicht zu blicken, die zufällig Rom_nja sind. Meine Fotos fordern nur Stereotype heraus. Sie sind ruhig und respektvoll, laden zum Nachdenken ein.
Chad Evans Wyatt