Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma

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Die Roma-Bürgerrechtsbewegung als Gegengewicht zur religiösen Assimilation in Finnland

Marko Stenroos

Abstract

Seit den 1960er Jahren erkennt Finnland Minderheitenrechte formal an. Die Roma-Bürgerrechtsbewegung folgte der internationalen Menschenrechtsbewegung. 1965 übernahmen die Vereinten Nationen das »Internationale Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung«, das zumindest teilweise ein Ergebnis der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung darstellte.1 Auch wenn die Roma-Bürgerrechtsbewegung die Dynamik für sich zu nutzen wusste, die aus einem solchen positiven Bekenntnis internationaler Organisationen zu den Menschenrechten erwuchs, so geht das politische Engagement für die Sache der Rom_nja in Finnland auf den Widerstand gegen eine religiös motivierte Politik der Assimilation um 1900 zurück.

Während der 1940er Jahre richtete sich die Kritik von Rom_nja gegen die 1906 in Tampere gegründete Gypsy MissionZigeunermission«). Die Roma-Agenda und das entsprechende politische Engagement sind als Reaktion und Gegengewicht gegen die Assimilationspolitik der finnischen Mehrheitsregierung zu verstehen.

Die erste Roma-Vereinigung, Romanien Liitto – Romanengo Staggos wurde 1953 von Ferdinand Nikkinen als Antwort und Kritik auf die Fortführung dieser Politik gegründet. Diese Organisation war zwar nie wirklich einflussreich und befand sich zu keinem Zeitpunkt in einer politischen Position, aus der heraus sie das Leben der finnischen Kaale-Rom_nja tatsächlich verbessern hätte können, doch sie war Grundlage für die Gründung einer auf sie folgenden Roma-Vereinigung, die 1967 gegründete Mustalaisyhdistys (Finnische »Zigeunervereinigung«), die dann tatsächlich einen bestimmten Einfluss geltend machen konnte und zehn Jahre nach Romanengo Staggos wirklich erreichte, dass sich am Vorgehen und an der Politik gegenüber Rom_nja etwa änderte. Diese zweite Initiative ermöglichte es Rom_nja nun, ihre Rechte zu artikulieren und sie einzufordern. Das Ergebnis sind zwei unterschiedliche Vorgehensweisen, die sich in der Roma-Bürgerrechtsbewegung der 1960er Jahre finden lassen: zum einen das aktionsbasierte Modell, das sich am schwedischen Roma-Aktivismus orientierte – und zum anderen ein Modell, das den Zusammenschluss mit einflussreichen und mächtigen Nicht-Rom_nja suchte, die bereit waren, mit den Rom_nja zusammen für gemeinsame Ziele zu kämpfen.

Parallel zu den Anliegen der Rom_nja in der EU wurde die Identität der Rom_nja 2003 durch die Enthüllung eines Denkmals für Rom_nja, die in den Jahren 1939 bis 1945 im Krieg gefallen waren, betont und gestärkt. In der Inklusionsstrategie der finnischen Rom_nja (2010–17) heißt es: »Die Vision des Programms ist, dass Finnland 2017 ein Vorreiter in Europa sein wird, was die Unterstützung von Gleichberechtigung und die Inklusion der Roma-Bevölkerung angeht.« Im ersten Roma-Strategiepapier war wenig zum Thema Migration zu finden. In der nächsten Auflage des Papiers wurde allerdings angegeben, die Probleme migrantischer Sinti und Roma in der EU angehen zu wollen. Die Situation, in der sich Sinti und Roma aus dem Osten, Südosten und aus Zentraleuropa heute befinden, erinnert an die ehemalige Situation der finnischen Rom_nja in Schweden.