Zigeuner ist ein im deutschen Sprachraum seit dem 15. Jahrhundert nachgewiesene mehrheitsgesellschaftliche Bezeichnung für Bevölkerungsgruppen und Individuen, denen eine von der Mehrheitsgesellschaft abweichende Lebensweise zugeschrieben wurde. Die etymologische Herkunft ist nicht eindeutig geklärt. Der Begriff wird auf das Altgriechische "Athinganoi" (eine agnostische Gruppe in Westanatolien), auf das Persische "Cinganch" (Musiker, Tänzer) beziehungsweise "Asinkan" (Schmiede) oder auf das Alttürkische "čïgāń" (arm) zurückgeführt. "Zigeuner" beinhaltet soziologische und biologistisch-rassistische Elemente. Soziografisch markiert er unterschiedliche soziale und ethnische Gruppen, deren Lebensweise als unstet, deviant und delinquent angesehen wird. Dazu werden neben "Zigeunern" verschiedene migrierende, nicht Romanes sprechende Gruppen gezählt. Als ethnisierende, genetisch-biologistische Kategorie wird "Zigeuner" ausschließlich auf Sinti und Roma bezogen. Die Verwendung des Begriffs ist problematisch, weil er sich nicht von den Stereotypen lösen lässt, die er transportiert, und daher diskriminierend wirkt. Zudem war er im Nationalsozialismus eine rassistische Verfolgungskategorie und somit ein Bestandteil des Verfolgungs- und Vernichtungsprozesses.
(c) Karola Fings/Ulrich F. Opfermann 2018