Zusammenfassung/kurze Beschreibung
Das Konzept des Projekts »Rewriting the Protocols: Naming, Renaming, and Profiling« (›Neuschreiben der Protokolle: Benennen, Umbenennen und Profilerstellung‹, 2017) antwortet auf die dringende Notwendigkeit von Kritik und Veränderung der langen Geschichte ethnischen »Profilings« und der Stereotypisierung von Sinti und Roma auf Grundlage diverser gesetzlicher und kultureller Verfahren, Regeln und Dokumente. Diese politischen und sozialen Phänomene sind leider nach wie vor am Werk. Und sie tragen dazu bei, neue Konventionen zu etablieren, auf deren Grundlage Sinti und Roma – Einzelne wie ganze Gruppen – abgestempelt und diskriminiert werden, und zwar über stereotype ethnische Darstellungen, herabsetzende Bezeichnungen und erzwungene Gemeinsamkeiten.
Die ausgewählten Künstler_innen (Sead Kazanxhiu, Nihad Nino Pušija, RJSaK, Selma Selman und Alfred Ullrich) möchten diesen Teufelskreis durchbrechen. In ihrem künstlerischen Tun sprechen sie Probleme und soziale Phänomene entschlossen und konkret an und verwenden dabei ganz verschiedene Medien, finden unterschiedliche Ausdrucksformen und führen diverse Aktionen durch (Fotografie, Video, Live Art, digitale Kunst, öffentliche Performance oder aktivistische Interventione). Mit ihren Projekten nehmen diese Künstler_innen den Kampf mit der etablierten gesellschaftlichen »Ordnung« auf und animieren dazu, die Wahrnehmung, Selbstwahrnehmung und Repräsentation von Sinti und Roma zu ändern. Sie schlagen konkrete Gegenstrategien vor, beispielsweise eine Umschrift der Kunstgeschichte, die Reformulierung identitärer Politiken mit den Mitteln von Umbenennung, Überidentifikation, Ironie oder andere Ansätze aus dem Repertoire zeitgenössischer Kunst.