Das wunderbare Buch »Kányák« (»Die gekrönten Schlangen«) von József Holdosi ist ein Familienroman, der sich über drei Generationen erstreckt. Die Erstveröffentlichung erfolgte 1978.
Die Bezugnahmen auf Ort und Zeit spiegeln die jeweilige gesellschaftliche Realität und das soziale Milieu der Charaktere wider, in deren Gefüge sozioökonomischer Status, Herkunft und ethnische Identität von besonderer Bedeutung sind. Der komplexe soziologische Status der Charaktere bestimmt auch die Wertpräferenzen des Textes, der sich auch auf andere Prosawerke mit sozialem Engagement – sowie auf die folkloristischen, die realistischen und die anekdotischen literarischen Traditionen – berufen kann.
Die Erzählung ist realistisch, aber zugleich voller metaphorischer und mythischer Redewendungen. Sie erinnert damit an die Stilelemente des magischen Realismus von Gabriel García Márquez. Der Erzähler lässt den Text nicht außer Kontrolle. Die Stabilität dieser Position hängt in hohem Maße davon ab, wie tief autobiografische Elemente jeweils in den Text verwoben werden. Somit ist die Authentizität des Erzählers untrennbar mit der des Ich-Erzählers/Autors verbunden.
Vgl. auch Holdosis Lesung des Romananfangs auf Ungarisch (präsentiert gemeinsam mit der entsprechenden Buchseite auf Deutsch) sowie die Lesung von Kapitel 36 aus der deutschen Ausgabe 1984.
Quelle der Textprobe
Holdosi, József. 1978. Kányák. Budapest: Szépirodalmi, p. 5; pp. 207–212.