Alfred Ullrichs Arbeiten gingen aus einer Initiative des Künstlers hervor, die zu einem Briefwechsel zwischen der Vorsitzenden der Künstlervereinigung Dachau und dem Bürgermeister der Großen Kreisstadt Dachau über die Schilder mit der Aufschrift »Landfahrerplatz, kein Gewerbe« führte.
Die Hartnäckigkeit des Künstlers bewog die lokalen Behörden schließlich dazu, die herabwürdigenden Schilder aus dem öffentlichen Raum zu entfernen. Ein weiteres Resultat war Ullrichs Arbeit “Crazy Water Wheel” (2009-2011), die aus zwei Videos besteht.
Das erste zeigt in Endlosschleife ein sich im Wasser drehendes Mühlrad in der Nähe des nationalsozialistischen Vernichtungslagers Dachau, als Symbol für die ewige Wiederkehr des Rassismus.
Neben dem Mühlrad läuft ein Dokumentarfilm über eine private Performance des Künstlers, in der er die Verkehrsschilder mit der Aufschrift »Landfahrerplatz, kein Gewerbe« kommentiert.
Solche Schilder waren in Bayern nach wie vor in Gebrauch, doch in Ullrichs Arbeit ist die Aufschrift durchgestrichen. Dieses simple Verfahren führt uns vor Augen, wie vermeintlich neutrale Regeln faktisch die soziale Ausgrenzung fahrender Sinti und Roma fortschreiben.
Im Video kritisiert der Künstler die Aufschrift des Straßenschilds und streicht sie durch. Nacheinander hält er drei andere Schilder hoch: ein Fragezeichen, ein Kreuz und den Vorschlag für eine neue Bezeichnung – ein Schild, auf dem schlicht »Rastplatz« steht. Damit verweist er auf die Relevanz der verwendeten Worte, die, wie das Mühlrad, immer dieselben alten Klischees fortführen.
Zuvor, 2009, hatte Ullrich bereits eine Fotoserie der noch bestehenden Schilder ausgestellt. Den gesamten Prozess fasste seine Arbeit »On the Move« (»In Bewegung«, 2009-2013) zusammen, in die er auch die offizielle Korrespondenz zum Thema einband.
Die Arbeit macht deutlich, wie Diskriminierung durch Sprache und durch das öffentliche Bildgedächtnis weitergetragen wird. In diesem Fall wird das bestehende Stereotyp der Sinti und Roma als »exotische« Gestalten voller Reiselust bestärkt.
Dass sie immer »in Bewegung« sind, mag stimmen. Doch Ullrichs Arbeiten heben (so wie auch Pušijas Fotos) hervor, dass sie diese Lebenshaltung nicht unbedingt selbst gewählt haben.