Nedjo Osman wurde 1958 in Skopje/Mazedonien im ehemaligen Jugoslawien geboren. Nach dem Studium an der Film- und Theaterakademie in Novi Sad (ehemals Jugoslawien, heute Serbien) begann er seine Schauspielkarriere am Roma-Theater Pralipe in Skopje. Er war als Schauspieler im Nationaltheater KPGT in Subotica tätig und gastierte auf der Bühne des Serbischen Nationaltheaters in Novi Sad und des JDP - Jugoslovensko Dramsko Pozorište [Jugoslawisches Drama Theater] in Belgrad. Er übernahm Hauptrollen in über 40 Inszenierungen von der Klassik bis zur Moderne und erhielt dafür zahlreiche Preise.

Nach Ausbruch des Krieges auf dem Balkan kam er als Ensemblemitglied des Pralipe-Theaters nach Deutschland an das Theater an der Ruhr in Mülheim an der Ruhr.

Seit 1995 ist er zusammen mit Nada Kokotovic künstlerischer Leiter des Theaters TKO Köln / Theater Kokotovic – Osman. Darüber hinaus ist er auch als freier Schauspieler, Regisseur, Dichter und Journalist tätig.

Zwischen 2000 und 2002 leitete und moderierte er Sendungen in Romanes beim Radio Multi-Kulti in Berlin; zwischen 2002 und 2014 auch bei der Deutschen Welle in Bonn.

In den vergangenen Jahren war er in Köln und in vielen anderen deutschen Städten als Sozialarbeiter und Mediator in verschiedenen Roma-Projekten tätig.

Als langjähriger Aktivist und Übersetzer der Roma-Kultur versucht Osman das Interesse an der Kunst der Sinti und Roma – als eines der wichtigsten Elemente der Roma-Kultur und -Identität – zu wecken. Außerdem möchte er mit seiner Arbeit den Zugang von Nicht-Rom_nja zur Roma-Kultur und zum Roma-Theater fördern, um ihre Meinung und ihr Bild über Sinti und Roma zu ändern.

Nedjo Osman ist zudem Übersetzer in Romanes und Dichter. Schon in früher Jugend entdeckte er seine Leidenschaft für das Schreiben. Seine Inspirationen findet er auf der Straße, im Viertel, in dem die Rom_nja leben, bei seinen Erfahrungen mit den Nicht-Rom_nja und in der Liebe als Quelle der Schönheit. Seine Gedichte sind in der Türkei, in Serbien, Mazedonien, Kroatien und in Deutschland erschienen.

Theater

Zu seinen wichtigsten Rollen aus seiner Zeit am Nationaltheater KPGT in Subotica gehörten: Othello in »Othello« (William Shakespeare), Orest in »Die Eumeniden« (Aischylos), Blaubart in »Herzog Blaubarts Burg« (Béla Balázs), Chinese in »Der Liebhaber« (Marguerite Duras) und Sebastian in »Anita Berber« (Regie: Nada Kokotovic).

Im Theater Pralipe waren seine wichtigsten Rollen unter der Regie von Rahim Burhan: Leonardo in »Bluthochzeit« (Federico García Lorca), Romeo in »Romeo und Julia« (William Shakespeare), Othello in »Othello« (William Shakespeare), Kreon in »Ödipus« (Sophokles) und Marat in »Marat/Sade« (Peter Weiss).

Im Theater TKO Köln gehörten zu seinen wichtigsten Rollen unter der Regie von Nada Kokotovic: Jean in »Fräulein Julie« (August Strindberg), Richard III. in »Köng Richard III.« (William Shakespeare), Macbeth in »Die Hamletmaschine« (Heiner Müller) und Rukeli in »Rukeli« (nach Rike Reiniger).

Seine bedeutendsten Rollen als Gastdarsteller an verschiedenen deutschen Stadttheatern hatte er in: »Goya« im Tanz Forum Köln (Regie: Jochen Ulrich), »Worte Gottes« im Schauspielhaus Düsseldorf (Regie: Werner Schroeter), »Merlin oder Das wüste Land« im Frankfurter Theater am Turm (Regie: Aleksandar Brill) und »Lysistrate« im Staatstheater Saarbrücken (Regie: Nada Kokotovic).

Auszeichnungen

Nedjo Osman spielte auf verschiedenen internationalen Festivals in Europa und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem »Superlative Kritik«, dem »Goldenen Lorbeerkranz« für seine Rolle als Leonardo im Stück »Bluthochzeit« (Federico García Lorca) auf dem Internationalen Theaterfestival MESS in Sarajevo im Jahr 1991 und für die Hauptrolle in dem Stück »Anita Berber« beim Festival Vojvodjanski susreti in Sombor im Jahr 1997.

2003 wurde in Berlin zum ersten Mal der »Yul-Brynner-Preis« verliehen, mit welchem Osman für die Regie des Stückes »Medea« und als Roma-Schauspieler ausgezeichnet wurde.

In Zagreb erhielt er 2017 den Preis »Šaip Yusuf« für sein Lebenswerk. Er wird für bedeutende Beiträge zur Förderung der Bildungsteilhabe der Sinti und Roma und für den Schutz der Sprache und Kultur der Sinti und Roma verliehen.