In »Piatra din piatră« (›Der Stein des Steins‹) reflektiert Valerică Stănescu das Schicksal des Menschen auf der Erde und das Schicksal der Rom_nja in der Gesellschaft. Das lyrische Ich fragt nach dem Sinn des Lebens und bietet sich, gleichsam den Jüngsten und den Ältesten, als Wegweiser für ein ehrliches, ehrenwertes und treues Dasein in der Welt an.
Das Kind ist hier nicht nur das Symbol der Unschuld, sondern auch der endlosen Zeit und der unendlichen Kraft der unantastbaren Ideale. Die Ältesten symbolisieren Weisheit, aber auch die Nähe des Todes. Der tiefe Glaube an Gott zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch und religiöse Aspekte bleiben in den meisten Versen präsent. Leben und Tod, Hoffnung und Verzweiflung, Liebe und Hass verstricken sich hier reflexiv in die philosophische Poesie.
Das Gedicht »Ţărâna e ţărână« (›Der Staub ist Staub‹, S. 19) erinnert die Leser_innen daran, dass die physische Existenz vergänglich und nur das spirituelle Leben unsterblich ist. Es deutet auch auf eine (wieder) auftauchende Roma-Identität hin (Hufeisenklänge sind zu hören). Das Gedicht bezieht sich auf »Zeit« als »von Hufeisen zertreten«. Dies könnte als Symbol für die anhaltende Bedeutung der eigenen kulturellen oder ethnischen Identität gelesen werden.
Das Gedicht »Neamul meu« (›Mein Volk‹, S. 32) konzentriert sich auf die Bedeutung der Muttersprache für die Konstruktion von Roma-Identität . Es beschreibt eine Verbindung zu den Vorfahren, welche über die Sprache in den Seelen ihrer Nachkommen fortleben. Zwar erscheint die Sprache Romanes auch im gesprochenen Wort und in den Wörterbüchern als lebendig, sie bleibt es aber vor allem in dem, was den eigenen Kindern beigebracht wird, und sie gilt somit als die tiefste Verbindung innerhalb der Gemeinschaft – »Du und ich, wir sind Verwandte, / So lange wir unsere Sprache kennen« – und auch als der Hauptantrieb für das wirkliche Leben: »Warum jetzt sterben, / Nicht morgen Erwachen?«
Das Gedicht »Piatră din piatră« (S. 116) handelt vom christlichen Glauben an Gott. Die Metapher des Steins soll das Opfer Jesu für die Menschheit symbolisieren.
Quelle der Textprobe
Stănescu, Valerică. 2017. Piatra din piatră. Bucharest: National Center for Roma Culture – Romano Kher.