Herrn
Hochwohlgeehrten Reichskommissar
Abschrift dem Herrn Hochwohlgeehrten Gebietskommissar Libau.
Wir weiter unterzeichnete Zigeuner und Hausbesitzer von Frauenburg bitten hiermit im eigenen und im [Namen] anderer frauenburgische[r,] nicht [vor]bestrafte[r] Zigeuner herzlich den hochwohlgeehrten Herrn Reichskommissar, uns in unserer schweren Lage gnädigst mit einer Regelung unserer Lebensumstände zu helfen.
Wir waren verhältnismäßig gut unter[ge]kommene Zigeuner, geboren und sesshaft in Frauenburg. Durch Erbschaft und Kauf hatten wir schon vor Jahren manche kleine Häuser erworben. Unsere Kinder besuchten die Grundschule und auch das hiesige Gymnasium. Wir haben uns eines Herumschleichen[s] nicht verschuldet, sind unbestraft und verdienten unser Brot nicht durch Handel, wie es bei den Zigeunern üblich war, sondern durch tägliche Arbeit in der Fabrik, oder meistens als Fuhrleute in den umliegenden Först[er]eien.
Vor wenigen Wochen wurden uns unsere Pferde beschlagnahmt, die besten für die Armee, andere zum Verkauf an die Landwirte; an die Armee für einen genehmen Prei[s], an die Landwirte zu RM 4 bis RM 30.- pro Pferd. Damit verloren wir die Möglichkeit, unser tägliches Brot als Fuhrleute zu verdienen, und die niedrigen Preise [ließen uns verarmen]. [Inzwischen] sind auch Wagen und anderes Pferdegerät beschlagnahmt worden, und wir haben auch von der Polizei einen Erlass erhalten, dass wir nicht unser[en] Wohnort verlassen dürfen. So haben wir kein Einkommen vom Verkauf unsere[r] Hab[e], aber wir haben auch nicht die Möglichkeit, uns nach einer passenden Arbeit […] umzusehen.
Wir sind bereit, eine jegliche Arbeit [zu verrichten], die in unseren Kräften steht, und wir bitten herzlichst den hochwohlgeehrten Herrn Reichskommissar, uns in Frauenburg und in der Umgebung die Möglichkeit dazu zu geben. Denn in Frauenburg kennt man uns als schuldfreie Zigeuner, in Frauenburg befinden sich unsere kleine[n] Häuser, in Frauenburg besuchen auch unsere Kinder die Grundschule und das Gymnasium.
Und wenn es uns nicht erlaubt ist, als Fuhrleute unser täglich Brot zu verdienen, so möchten wir es gern als Landarbeiter oder Tagelöhner tu[n], damit wir unsere Kinder der Schulung unterziehen können und nicht in Not umkommen müssen, denn das Einkommen von den Wohnungen in unseren Häusern ist sehr gering.
In ehrwürdiger Ergebung.
Frauenburg, den 12. März 1942.
gez. Paul Johans Ludwigs
gez. Janis Aleksanders
gez. O. Gindua
gez. Juhle Stefans
gez. Fricis Djuka
gez. Ilze Čuka
gez. M. Čuka
gez. J. Steinfelds
gez. Alberts Gindra
gez. A. Pelds
gez. Otto Gindra