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Marina Hertrampf

Roma-Literatur in Argentinien – ein Überblick

Nach Brasilien ist Argentinien das lateinamerikanische Land mit der zweitgrößten Roma-Community. Die Geschichte der Roma in Argentinien beginnt im 16. Jahrhundert mit den spanischen Konquistadoren, der größte Teil der heute in Argentinien lebenden Roma kam jedoch in zwei größeren Einwanderungsschüben im 19. und 20. Jahrhundert nach Argentinien.

Die größte Gruppe – vor allem Ludar aus Rumänien und Kalderash aus Griechenland, Moldawien, Russland und Ungarn – kam im 19. Jahrhundert. Vor dem Hintergrund massiver ökonomischer Probleme Mitte des 20. Jahrhunderts immigrierten weitere große Gruppen von Calé aus Spanien nach Argentinien.1

Die circa 300.000 in Argentinien lebenden Roma, rund 70.000 davon im Ballungsraum Buenos Aires, werden immer wieder Opfer von Diskriminierung und Rassismus. Ein verbreiteter Schutzmechanismus vor möglicher Diskriminierung ist das »Sich-Unsichtbar-Machen«, das in den lateinamerikanischen Ländern allgemein ein weitverbreitetes Phänomen ist.

Erst mit dem neuen Nachdenken über die »argentinische« Nationalidentität seit den 1990er Jahren wird erstmals auch die Roma-Bevölkerung als konstitutiver Teil der argentinischen Identität betrachtet. Im Zuge dessen wurde 2000 die »Asociación Identidad Cultural Romaní de la Argentina« (AICRA) von Jorge F. Bernal begründet.2 Jorge Emilio Nedich wurde der erste Roma-Autor Argentiniens (siehe auch die Textprobe).

Der Aktivist Nedich ist bis heute als engagierter Essayist der einzige prominente und erfolgreicher Romancier sowohl innerhalb der Roma-Gemeinschaft als auch innerhalb der argentinischen Literaturlandschaft. Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis die noch im Verborgenen schlummernden literarischen Schätze argentinischer Roma-Autor_innen – wie etwa die Welt und Kosmos, Natur und Mensch reflektierende Lyrik des 1928 in Santa Fe geborenen und 2003 in Buenos Aires verstorbenen Roma-Dichters Juan Luís Aguilera3 – entdeckt werden.

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