Abstract
Die ersten Rom_nja könnten bereits mit der dritten Überseereise von Christoph Columbus nach Amerika gelangt sein.1 Seither gab es etliche Wellen der Roma-Migration von Europa auf den amerikanischen Kontinent. In der Folge ist die Roma-Bevölkerung in den Ländern Nord- und Lateinamerikas sehr divers, was ihre Untergruppen und nationale Herkunft betrifft.
Zur Größe der Roma-Bevölkerung in den amerikanischen Ländern gibt es wenig verlässliche Daten. Nur wenige Staaten (Kolumbien, Brasilien, Kanada und die USA) bieten beim nationalen Zensus überhaupt die Möglichkeit, als Ethnizität »Rom_nja« anzugeben. Entsprechend schwanken die Schätzungen der Gesamtzahl von Sinti und Roma auf dem Kontinent zwischen 1,5 und 4 Millionen.2
Überall in Amerika bilden die Sinti und Roma bis heute eine weithin unsichtbare und assimilierte Minderheit. Die aufkommenden Prozesse eines politischen Aktivismus mit dem Ziel der Anerkennung als eigenständige ethnische Gruppe haben jedoch in einigen Ländern zu einer wachsenden öffentlichen und politischen Präsenz geführt. Anwält_innen, Ärzt_innen, Psycholog_innen, Anthropolog_innen, Musiker_innen, Schauspieler_innen und andere engagieren sich in Roma-Nichtregierungsorganisationen.
Als Sinti und Roma im 16. Jahrhundert erstmals in größerer Zahl nach Amerika kamen, flohen sie vielfach vor Verfolgung in Europa, oder sie wurden – wie die Kalon aus Portugal nach Brasilien – in Knechtschaft deportiert.3 Auch Spanien versuchte nach 1492, sich durch Deportationen seiner Roma-Bevölkerung zu entledigen.
Zwar bilden die Roma-NGOs noch beileibe keine Massenbewegung innerhalb der Roma-Bevölkerungen in Amerika, doch nach und nach wächst ihre Akzeptanz innerhalb der traditionellen Strukturen des Kris-Systems, die in Amerika nach wie vor stark ausgeprägt sind und auch bei den auf dem ganzen Kontinent verbreiteten evangelikalen Roma-Kirchen.4