»Vendim per tu marr cmim per tu paguar« – Eine Wahl zu treffen, ein Preis zu zahlen. Roma und Sinti stammen zwar aus Indien, haben sich aber nie mit einem speziellen Territorium identifiziert oder um ein solches gekämpft. Gekämpft haben sie nur um ihr Überleben. Diana Muir schreibt:
»Die Völker der Rom_nja pflegen als einzige unter den Völkern weder eine Überlieferung vom fernen alten Heimatland, aus dem ihre Vorfahren auszogen, noch beanspruchen sie ein Recht auf nationale Vorherrschaft in einem der Länder, in denen sie leben. Vielmehr geht die Identität der Rom_nja mit einer Idee von Freiheit einher, zu der es zählt, keine Bindung an ein Heimatland zu haben.«
In Ermangelung eines herkömmlichen Konzepts vom Stammland ist das »Romani phuv« – das Land der Roma – ein »kontroverses Thema, weil für jede Entscheidung, die getroffen wird, ein Preis gezahlt werden muss« (Nicolae Gheorghe). Doch egal, wie das Leben und die Geschichte ihnen mitgespielt haben, bleibt das »Romani phuv« ein Traum für viele Rom_nja. Das »Land« lebt in ihren Herzen fort.
In der heutigen Situation, da Rom_nja aus politischen, wirtschaftlichen oder sozialen Gründen »verortet« oder »vertrieben« sind, will diese Videoperformance eine Diskussion anstiften und die Vorstellungen der Betrachtenden von sich selbst und ihrem Verhältnis zu Land und Territorium in Frage stellen.
Ich trete im Video als Koch auf, der ein Gericht mit SCHISCHIK zubereitet (eine Art Lehm, den Roma traditionell für Waschungen verwenden und von dem Frauen während der Schwangerschaft essen), sowie als ein Bürokrat, der für die intellektuellen Rom_nja steht, die durch ihre Arbeit, in Verhandlungen und Debatten die Wahl treffen können, das Leben dieses Traums zu verlängern und das Spiel von Verortung und Vertreibung zu beenden.