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Häufig gestellte Fragen | FAQ

Was ist RomArchive?

RomArchive ist ein digitales Archiv für die Künste und Kulturen der Sinti und Roma, das Kunst aller Gattungen archiviert und um zeitgeschichtliche Dokumente und wissenschaftliche Positionen erweitert.

Jeder Archivbereich wird von einem eigenen Kuratorenteam verantwortet, das die jeweiligen Inhalte ausgewählt hat.

Als international zugänglicher Ort, der Kulturen und Geschichten von Sinti und Roma sichtbar macht, begegnet RomArchive beständigen Fremdbeschreibungen und Stereotypen mit einer von Sinti und Roma selbst erzählten Gegengeschichte.

RomArchive erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern versteht sich als stetig wachsende Plattform, die exemplarische Sammlungen präsentiert.

Neben den veröffentlichten Materialien verfügt RomArchive über ein »Internes Archiv«, das weitere Medien – darunter Texte und Bilder – archiviert. Das Interne Archiv ist auf Anfrage und nach Darstellung des individuellen Rechercheinteresses zugänglich.

RomArchive ist international. Die Kuratorenteams und der Beirat sind vornehmlich mit Sinti und Roma besetzt.

Ziele

Was sind die Ziele von RomArchive?

Kunst digitalisieren

RomArchive sammelt und digitalisiert eine repräsentative Auswahl von hochrelevanten künstlerischen Beiträgen von Sinti und Roma zu unserer gemeinsamen Kulturgeschichte und ergänzt sie um wissenschaftliche Perspektiven. Neben der Wissensvermittlung geht es auch um Bewahrung.

Wissen vermitteln und Stereotypen begegnen

Das Archiv schafft eine verlässliche Wissensquelle, die Fremdbilder, Mythen und Stereotype mit einer von Sinti und Roma selbst erzählten Gegengeschichte kontrastiert, die auf fundierten Fakten basiert.

Die Erkenntnisse sind für die Mehrheitsgesellschaften wie für die Minderheit selbst im Internet international zugänglich. Auch bilden sie die Grundlage für zukünftige wissenschaftliche Forschungen. Es entstehen neue Erzählungen, die gerade auch die unterschiedlichen nationalen und kulturellen Identitäten von Roma und Sinti widerspiegeln.

»Romani Leadership« und Nachhaltigkeit

Bei RomArchive sind Sinti und Roma signifikant in alle Entscheidungsprozesse eingebunden, Inhalte werden von der Minderheit selbst zusammengestellt.

Von Projektbeginn an war geplant, RomArchive nach der fünfjährigen Aufbauphase (2015–19) an eine internationale Sinti- oder Roma-Organisation zu übergeben.

Geschichte

Wer hat RomArchive entwickelt?

Die am Projekt Beteiligten – mit den verschiedenen Arbeitsgruppen etwa 150 Akteur_innen aus 15 Ländern europaweit und darüber hinaus – bilden ein weltweites Netzwerk von Kulturschaffenden, Wissenschaftler_innen und Aktivist_innen, die hauptsächlich zur Minderheit zählen.

Ein internationales Kuratorenteam war für die Konzeption und Inhalte der zehn Archivbereiche verantwortlich.

Ein internationaler Beirat hat die Kurator_innen unterstützt und beraten und bestimmte die strategischen Richtlinien des Projekts. So hat er etwa die ethischen Richtlinien und die Sammlungspolitik entwickelt und trifft die Entscheidung für die zukünftige Trägerschaft. Der Beirat besteht aus Künstler_innen, Wissenschaftler_innen und Aktivist_innen sowie aus Repräsentant_innen internationaler Roma-Organisationen aus den Gebieten Kunst, Kultur und Wissenschaft.

Das Projektteam um die Projektinitiatorinnen Franziska Sauerbrey und Isabel Raabe verantwortete die Gesamtkoordination, verwaltete das Budget und akquirierte weitere Drittmittel.

Welche Archivbereiche gibt es?

14 Kurator_innen haben das Archiv inhaltlich definiert und exemplarisch künstlerische Beiträge für die zehn Archivbereiche Bildende Kunst, Film, Literatur, Musik, Tanz, Theater und Drama sowie für den interdisziplinären Bereich Flamenco ausgewählt. Darüber hinaus gibt es Archivbereiche zur Bilderpolitik und zur Bürgerrechtsbewegung sowie den Bereich »Voices of the Victims«, der frühe Selbstzeugnisse von im Nationalsozialismus verfolgten Sinti und Roma präsentiert.

Wer hat die Inhalte bei RomArchive bestimmt?

Sinti und Roma gestalten das Archiv in allen entscheidenden Positionen: als Kurator_innen, als Künstler_innen, als Wissenschaftler_innen sowie im projektbegleitenden Beirat.

Inhaltlich definieren die Kurator_innen das Archiv. Anders als in »hegemonialen« Archiven, in denen Sinti und Roma meist ausschließlich stereotyp dargestellt werden, steht bei RomArchive ihre Selbstrepräsentation im Mittelpunkt. Die Kurator_innen wurden bei ihrer Arbeit durch den internationalen Beirat unterstützt und begleitet.

Wie ist der Name entstanden?

Der Beirat von RomArchive hat auf seiner ersten Sitzung im Juni 2015 sowohl den Namen »RomArchive« als auch den dreisprachigen Untertitel (»Digitales Archiv der Sinti und Roma« im Deutschen, »Digital Archive of the Roma« im Englischen, »Romano Digitalno Arxivo« in Romanes) demokratisch festgelegt.

Die Verwendung der deutschen Eigenbezeichnung »Sinti und Roma« wird vom Zentralrat Deutscher Sinti und Roma empfohlen. In den ethischen Richtlinien hat der Beirat von RomArchive die Verwendung dieser Eigenbezeichnung für alle Texte des Archivs festgelegt.

Wie wurde das Erscheinungsbild entwickelt?

Die Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen ist Kooperationspartner für die technische Umsetzung.

Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Kurator_innen sowie aus Mitgliedern des Beirats und des Projektteams, war für das Erscheinungsbild der Website und die Präsentation der Inhalte zuständig.

Mit seinen kuratierten Inhalten, dem modernen Storytelling und der intelligenten Kontextualisierung unterscheidet sich RomArchive in seiner Ästhetik und Methodik von statischen Datenbanken. Eine intelligente Kontextualisierung liefert Hintergrundinformationen, hilft beim Verständnis komplexer Zusammenhänge und gewährleistet so eine differenzierte Lesart der gezeigten Texte und Werke. Die sinnlich aufbereitete Archiv-Website soll einen lebendigen Einstieg liefern und zur intensiven Auseinandersetzung mit den Themen anregen.

Um RomArchive international zugänglich zu machen, wurde es mehrsprachig aufgebaut. Neben Deutsch und Englisch hat das Archiv von Anfang an Romanes verwendet. Übersetzungen in weitere Sprachen sind vorgesehen, je nach Finanzierung durch die Länder, in denen sie vornehmlich gesprochen werden.

Wie wird bei RomArchive mit der Sprache Romanes umgegangen?

Von den weltweit 12 bis 14 Millionen Sinti und Roma sprechen heute etwa vier Millionen Romanes, und zwar in zahlreichen Varianten, weshalb Romanes im Weltatlas der bedrohten Sprachen der UNESCO geführt ist.

Romanes entwickelte sich vor etwa 1.000 Jahren, als Sinti und Roma auf dem Weg von Indien nach Europa mit unterschiedlichen Sprachen in Kontakt kamen, die ihre Spuren im Wortschatz und in der Grammatik des Romanes hinterlassen haben. Es ist die einzige indische Sprache, die außerhalb Indiens gesprochen wird, und sie ist als indogermanische Sprache zugleich mit anderen europäischen Sprachen verwandt.

Die Diskussionen und Debatten über die Standardisierung und Kodifizierung von Romanes sind europaweit nach wie vor in vollem Gange. Verschiedene Aktivist_innen und Expert_innen haben unter andrem unterschiedliche Ideen darüber, wie Romanes für zukünftige Generationen bewahrt und welches Alphabet zur Verschriftlichung verwendet werden solle. Als gesprochene Sprache ist Romanes zumindest teilweise standardisiert. Die internationalen Treffen und Konferenzen in Straßburg und Brüssel, auf denen Sinti und Roma aus verschiedenen Ländern und mit unterschiedlichen Dialekten zusammenkommen, liefern eine Plattform, auf der sich Sinti und Roma auf ein gemeinsames Romanes einigen mussten, um überhaupt miteinander sprechen zu können.

In den Texten von RomArchive werden verschiedene Romanes-(Supra-)Dialekte gleichberechtigt nebeneinander genutzt, um eine Verständlichkeit für eine größtmögliche Mehrheit zu gewährleisten. Die unterschiedlichen Romanes-(Supra-)Dialekte spiegeln die Pluralität des Romanes wider und folgen dem Ansatz von RomArchive, keine festen Zuschreibungen zu etablieren, sondern die Heterogenität und Diversität unter Sinti und Roma aufzuzeigen.

Sintitikes, das von Sinti gesprochene Romanes, wird einem Beschluss des Beirats folgend nicht publiziert.

Wie entstand RomArchive?

RomArchive wird seit 2015 durch die Kulturstiftung des Bundes gefördert. Mit der ersten Beiratssitzung am 26. Juni 2015 hat sich RomArchive in Berlin konstituiert, anschließend wurden die Kurator_innen ernannt und begannen mit ihrer Arbeit.

Die Idee für RomArchive basiert auf einer intensiven Recherche und zahlreichen Interviews, die die Projektinitiatorinnen Franziska Sauerbrey und Isabel Raabe europaweit mit Künstler_innen, Kurator_innen, Aktivisten_innen und Wissenschaftler_innen der Minderheit geführt haben. Bereits diese Recherche wurde durch die Kulturstiftung des Bundes ermöglicht. In vielen Gesprächen wurde deutlich der Bedarf formuliert, einen international zugänglichen Ort zu schaffen, der die Kulturen und Geschichten von Roma und Sinti sichtbar macht, um auf diese Weise den beständigen Fremdbeschreibungen und Stereotypen mit einer von Sinti und Roma selbst erzählten Gegengeschichte zu begegnen.

Projektträgerin während der Aufbauphase von RomArchive bis 2019 war die sauerbrey | raabe gUG.

Im Januar 2019 ist RomArchive online gegangen. Bis dahin konnte man die Arbeit der Kurator_innen sowie die gesamte Projektentwicklung auf dem Blog und auf Facebook, Twitter oder – in der analogen Welt – auf begleitenden Kulturveranstaltungen in verschiedenen europäischen Städten verfolgen.

Wer hat RomArchive gefördert?

Die Kulturstiftung des Bundes hat RomArchive mit 3,75 Millionen Euro unterstützt.

Damit setzte sie ein klares Zeichen: Eine der größten öffentlichen Stiftungen Europas widmet sich der größten Minderheit Europas, erkennt den Reichtum ihrer jahrhundertealten Kultur an und macht diese besser bekannt. Dass sich eine deutsche Bundeseinrichtung dieses Themas annahm, ist vor dem Hintergrund des NS-Völkermords an etwa 500.000 Sinti und Roma von besonderer Bedeutung.

Vom Planungsbeginn an standen dem Projekt die European Roma Cultural Foundation (ERCF) und der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma beratend zur Seite.

Auch die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) und das Auswärtige Amt beteiligten sich in der Entstehungsphase an der Förderung von RomArchive.

Außerdem unterstützt die Bundeszentrale für politische Bildung ab 2019 die redaktionelle Betreuung des Archivs für weitere fünf Jahre.

Das Goethe-Institut hat die Arbeit von RomArchive ebenfalls unterstützt und das Projekt mit eigenen Veranstaltungen flankiert.

Support

An wen kann ich mich wenden, wenn ich selbst Material für das Archiv zur Verfügung stellen möchte?

RomArchive ist auf ständigen Zuwachs angelegt und dient als Anlaufstelle, um Material zu den Kulturen und Geschichten von Sinti und Roma für die Zukunft zu bewahren. Wenn Sie selbst Material für die Arbeit des Archivs zur Verfügung stellen möchten, wenden Sie sich bitte an die Trägerinstitution.

Natürlich ist es auch möglich, die Verwendung des von Ihnen zur Verfügung gestellten Materials nur auf das »Interne Archiv« zu beschränken, das nur nach Anmeldung und nach Nachweis eines berechtigten Rechercheinteresses zugänglich ist.

Internes Archiv

Was ist das »Interne Archiv« und an wen kann ich mich wenden, wenn ich darin recherchieren möchte?

Neben den auf dieser Website veröffentlichten Materialien verfügt RomArchive über ein »Internes Archiv«, in dem sich weiteres Material befindet: weiterführende Dokumente und zusätzliches Bildmaterial sowie »verwaiste Werke«, deren Rechte nicht geklärt werden konnten. Auch das Interne Archiv ist auf Wachstum angelegt und soll perspektivisch eine zentrale Quelle werden, die Material archiviert, katalogisiert und für Recherchezwecke verfügbar macht. Der Zugang zu diesem Archiv muss nach Darstellung des Rechercheinteresses beim Träger von RomArchive beantragt und von diesem bewilligt werden.

Bitte beantragen Sie Ihren Zugang zum Internen Archiv bei der Trägerinstitution. Um eine schnelle Bearbeitung Ihrer Anfrage zu gewährleisten, sollte bereits in Ihrem Antrag der Zweck und der Charakter Ihrer Recherche deutlich werden.